Es zeigt sich auch in der Wissenschaft, die in der
Kirche sogar erst hervorgerufen wurde dadurch, dass sie
sich zu vertheidigen hatte gegen die Verfolgungen, und
als sie die Angriffe heidnischer Wissenschaft abwohrte
und erwiderte, ein Kampf, der nicht minder lebhaft
fortging, als von Seiten des Staats an die Stelle der Ver-
folgung oder Duldung Schutz und Förderung getreten
war. Und auch in der Kunst, von welcher die junge
Kirche zuerst gar nichts wissen wollte.
2. Das Verhaltniss des Christenthums zur Kunst er-
klärt sich einestheils aus Gesetz und I-Ierkommen des
Judenthums, wo der Kunstübung nur wenig Baum gelas-
sen war und namentlich zur Kaiserzeit Maler und Bildhauer
überall nicht zugelassen wurden. Diese Abneigung und
Strenge ging auch auf die Christen über. Doch nicht bloss
als eine jüdische Tradition, von der die Kirche sich auch
nicht beherrschen liess, sonst hätte doch nur der juden-
christliche Theil derselben sie aufgenommen. Aber die
Christen aus dem Heidenthum waren nicht weniger zu
diesem Gegensatz hingedrängt.
Das geschah durch den damaligen Zustand der antiken
Kunst. Dieselbe war wesentlich heidnisch. Denn sie war
erfüllt mit mythologischen Vorstellungen, deren die Kunst
des Alterthums sich nirgends hätte erwehren können, da
Natur und menschliches Leben, Geschichte und Gegenwart
der Götter und Dämonen voll war. So waren diese nicht
nur Gegenstand der höheren Aufgaben der Kunst, son-
dern fanden überall auch für die Darstellung gewöhnlich-
ster Scenen sich ein: denn Fluss und Berg und Baum
hatten ihre Gottheiten, und Gottheiten walteten über Ge-
hurt und Hochzeit und Tod und jede menschliche Be-
sehäftigung. Obendrein war die damalige Kunst nicht
mehr rein heidniseh; sondern bei dem Verfall der alten
Religionen und der Auflösung der Gesellschaft, da mit