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Anblick, ein eigenes gutes Werk, nie gesehen habe,
von den Göttern verworfen, von den guten Menschen
verachtet. Ich aber, fährt sie fort, lebe mit beiden und
werde von beiden geehrt: denn ich bin ein treuer Bei-
stand in den Werken des Friedens, wie in den Thaten
des Kriegs. Süss ist meinen Freunden der Genuss, leicht
die Entbehrung, froh und rüstig das Alter: und wenn
das Ende kommt, hleibet ihnen ein ewiges Gedächtniss.
So könne Hercules durch ein Leben voll Arbeit seligstes
Glück erwerben. Damit schliesst die Geschichte. Sie
kehrt bei den Schriftstellern des Alterthums oftmals wieder
in der ursprünglichen Gestalt, wie in angewandter Be-
deutung 1); Cicero, indem er den Anfang anführt, be-
zeichnet die beiden Wege als den der Virtus und der
Voluptas 2). Von der antiken Kunst jedoch ist sie kaum
berücksichtigt worden; wie überhaupt dergleichen
Allegorieen und noch dazu von so neuem Datum der-
selben fremdartig sind. Zwar hat man jene Fabel nach-
zuweisen gesucht in Reliefs und auf Vasen 3), auf
1) S. Fabric. Bibl. Gr. ed. Harl. V01. II. p. 718. Welcker
a. a. O. S. 584-601.
2) Cic. De offic. I, 32. Den letztem Namen für die Kazia hat
er auch an der andern Stelle, wo er des Hercules Prodicius
gedenkt, ad Fainil. Lib. V. ep. 12. S. 3.
3) Ein Motiv aus der Fabel des Prodicus hatte Winckelmann
Monum. incd. n. 65. auf einer marinornen Sclmale der Villa
Albani mit den zwölf Thaten des Hercules gefunden, indem er
in einer Frau mit einem Palmzweig in der Rechten bei dem
Kampf mit dem Löwen die Tugend zu erkennen glaubte; wo-
gegen Visconti Mus. Pio-Clement. T. IV. Pl. XLI. p. 312.
not. 3. dieselbe für die Dryade des Waldes von Nemea erklärt.
Vergl. P latner Beschreib. Roms III, 2. S. 505. Die Fabel
selbst soll vorgestellt sein auf einer etruskischen ehernen Schaalc
nach Lanzi, auf einer grossgriechischen bemalten Vase nach
de Rossi; s. dagegen Boeniger Hercules in bivio e Prodici