Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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nehmer und gelehrter Mann, in einem seltenen Werk 
Los trabajos de Hercules, worin die Geschichte, die hi- 
storia nuda, wie der Verfasser sie nennt, zunächst dem 
Ovid nacherzählt wird: nach Erzählung der Thatsaehe 
folgt die Declaracion, eine allegorische Auflösung der 
Fabel in einen moralischen Satz; den Beschluss macht 
die Aplicacion, ein Rath, wie jeder davon, von der ersten 
bis zur letzten That, eine Nutzanwenduilg auf sich machen 
soll, gerichtet nach der Reihe an die verschiedenen Stände, 
deren hier zwölf angenommen werden 1). Das Buch ist 
zum erstenmal gedruckt zu Zamora im J. 1483, dreissig 
Blätter in kl. folio 2),  mit eilf eingedruckten, die 
halbe Seite einnehmenden, Holzschnitten, welche die Ar- 
beiten des Hercules darstellen. 
Das sind nun moderne Allegorieen. Aber das Alter- 
thum selbst bot eine berühmte Allegorie aus dem Leben 
des Hereules dar, welche auch die Künstler des funf- 
zehnten und sechzehnten Jahrhunderts mit Vorliebe sich 
zum Thema genommen haben. Es ist die bekannte Er- 
zählung des Sophisten Prodicus um 430 v. Chr. vom 
Hereules am Scheidewege, welche aus dem Munde des 
Sokrates, der anderswo jenen seinen Freund und sich 
seinen Schüler genannt hat, von Xenophon berichtet wird 3). 
 Es sind folgende: 1) der des Fürsten und Herrschers, 2) des 
Pralaten, 3) des Ritters, 4) des Religiosen, 5) des Bürgers, der 
von seinen Renten ohne Arbeit leben kann, 6) des Kaufmanns, 
7) des Landbauers, 8) des Handwerkers, 9) des Meisters, 10) des 
Schülers, 11) des Eremiten, 12) der Weiber und Mädchen. 
2) Nach einem Exemplar im Besitz des Herrn T. O. Weigel in 
Leipzig, beschrieben von Ludwig Tieck im Serapeum, 
herausgeg. von Naumanxi Jahrg. I. 1840. S. 59-61. 
3) Xenophon Memorab. Socrat. Lib. II. c. 1. S. 21-33. Uebers. 
von Wieland im Attischen Museum Bd. III. S. 116-123. 
Erläutert von Welcher: Prodikos von Keos, Vorgänger des
	        
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