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Auch unter den Zeichnungen, mit welchen Albrecht
Dürer den Rand eines biblischen Text-es, jenes Gebetbuchs
in der Münchener Bibliothek, schmückte (1515), sind
Heroenthaten, welche in einem andern Zusammenhang
sogleich näher erwähnt werden sollen.
3. Selbständig wurden seit der Mitte des funf-
zehnten Jahrhunderts Heroengeschichten dargestellt, theils
in eigentlicher, theils in allegorischer Bedeutung.
Das Interesse für die allegorische Anwendung solcher
Kunstvorstellungen kündigt sich namentlich in einigen
Medaillen an, Arbeiten des Venetianers Giovanni Boldu
vom J. 1457. Die eine zeigt den Nicolaus Schlifer, einen
Deutschen, und auf der Rückseite den Orpheus (nicht
Apollo) mit der Leier: denn jener heisst in der Umschrift
seines Brusthildes vir modestus alterque Orpheus 1). Die
andere auf den venetianischen Dichter Maserano mit dem
Beisatze Musis dilecto enthält auf der Rückseite das Bild
des Arion vom Delphin getragen, dessen Sinn die Worte
erläutern: Virtuti omnia parent 2).
Uebrigens ist vornehmlich von Thaten des Hercules
allegorischer Gebrauch gemacht, der überhaupt, wie Er
vor allen von der Kunst gefeiert ist, als der Heros des
fünfzehnten Jahrhunderts erscheint.
l-Iercules.
Alle zwölf Arbeiten mit moralischen Erklärungen
und Nutzanwendungen umfasste schon der Marquis En-
rique de Villena zu Madrid, 1434), ein sehr vor-
1) Lenornlant Trösor etc. Müd. en Ital. P. I. PI. XI, 2. Ein
Exempl. in Bronze im K. Münzkab. zu Berlin.
2) Lenorlnant l. c. Pl. XI, 1. Zwei Exempl. in der Goetheschen
Samml. zu Weimar, Schuohardt, Catal. II. S. 40. n. 17. 18.
Ein Abguss in Blei im K. Münzkab. zu Berlin.