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in der mythischen Zeit Verstand und Kunst repräsen-
tiren.
Beides, das Interesse für Leben und Thaten, wie für
die Erlindungen der Heroen erkennt man in dem mehr
erwähnten encyclopädischen Gedicht des Alanus ab In-
sulis, wie aus dem, was früher davon mitgetheilt ist,
schon hervorgeht. S0 werden dort auch in Beziehung
auf die Sündfluth Deuealion und Noah zusammengestellt 1).
Vornehmlich aber ist der Zusammenhang in Kunst und
Wissenschaft zu bemerken, der hier nicht allein mit dem
klassischen Alterthum, sondern auch mit dessen mythischer
Vorzeit geltend gemacht wird. Zumal in der Beschreibung
der sieben freien Künste werden die Meister derselben
aus dem Alterthum neben denen des Mittelalters genannt,
z. B". in der Rhetorik Cicero, Quintilian, Symmachus und
Sidonius 1). In der allgemeinen Uehersicht der Künste
aber heisst es von dem Chor der sieben Schwestern unter
anderem 3):
citharizat _ut Orpheus,
Cireinaxt ut Perdix, ut Daedalus erigit arccs.
Insbesondere folgt in der Schilderung der Musik als
Zeugniss ihrer Reize eine nähere Erwähnung des Orpheus
und Amphion 4): wie durch seinen Gesang Orpheus Steine
erweicht, Wälder zum Gehen und Flüsse zum Stehen ge-
bracht, wilde Thiere gezähmt und selbst den Pluto zur
Milde gestimmt, und ebenso Amphion Steine bewältigt
und den tyrischen Berg in Mauern verwandelt habe.
Auch bei Dante, indem er zum Beweise, wie der Menschen
Thun aus verschiedener Wurzel spriesst, einen Gesetz-
386.
1) Alan. ab Insulis Anticlaudian. VI, 7.
2) Ibid. m, 2. a. p. 349.
S) Ibid. 11, s. p. 341. vergl. oben s. 237.
4) Ibid. III, s. p. 353.