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welche ebenfalls in jener Gesimsverzierung zu Freiburg,
so wie im Münster zu Basel sich lindet; Wiewohl es
vorbehalten bleiben muss anzunehmen, dass in den Mo-
tiven dieser Reliefs zu Halberstadt, die keinen bemerkbaren
Zusammenhang zeigen, Künstlerlaixne frei gewaltet hat.
3. Sonst also scheinen die Centauren eine an der
Grenze der Kirche wirkende, auch wohl in sie eindringende
dämonische Gewalt zu repriisenliren. Dem gegenüber ist
nun eine Vorstellung derselben sowohl in der Unterwelt
als in einer überirdischen Sphäre aus dem vierzehnten
Jahrhundert zu bemerken.
Die erstere gründet sich auf die Dantdsche Poesie,
die ihrerseits jene Vorstellung des Alterthums von den
Centauren als Dämonen der Unterwelt für die Scenerie
der Hölle verwendet hat 1). Im siebenten Kreise der-
selben, wie der Dichter schildert 2), müssen diejenigen,
welche gegen ihren Nächsten Gewaltthat geübt, in einem
Strome siedenden Blutes büssen, worin sie von Centauren
zurückgehalten werden:
und
Centauren, rennend, pfeilbcwaHnet, zogen,
Sich folgend, zwischen Fluss und F elsenwand,
Wie in der Welt, wenn sie der Jagd gepflogen;
wie es weiterhin heisst:
Am Graben rings gehn tausend Pfeilbewehrte
Und schiessen die, so aus dem Pfuhl herauf
hlehr tauchen, als der Iiichterspruch gewährte.
Da Dante jede Sünde durch sich selbst bestraft werden
lässt (nach Weish. XI, so erscheinen hier die Cen-
L
1) Später hat auch Sannazar in einem christlichen Epos die
Centauren unter den Dämonen der Hölle aufgeführt, De partu
virgnl, 395: Sßlflifßflllllqllß genus Centauri et Gorgones atrae etc.
2) Dante Infern. XII, 55 ff. 73 ff.