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Aber auch bloss zur Verzierung sind die Sirenen
seit dieser Zeit gebraucht. Namentlich in einem Breviarium
aus dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts zu Gotha 1),
dessen reich geschmückte Ränder, ausser den häufig in
Arabesken erscheinenden Genien, einigemal eine fisch-
schwänzige Sirene (namentlich Bl. 33. a.) wie andere
phantastische Verzierungen enthalten.
Sie sind insbesondere von den gressen nürnberger
Meistern als Zierrath zum Leuchtertragen verwendet. Ein
Entwurf dazu, eine colorirte Federzeichnung von Albrecht
Dürer, vom J. 11513, ist in der K. K. Ambraser Samm-
lung 2): eine Sirene, die in einem grünen Fischschwanz
endigt, trägt einen Leuchter in den Händen. Ausgeführt
ist die Idee zu derselben Zeit von Peter Vischer am
Sebaldusgrabe in Nürnberg, an dessen vier Eckpfeilern
zierliche Sirenen, geflügelte Jungfrauen mit Vegelbeinen
und Schweif, als Leuehtertragerinnen sich befinden 3).
S0 erscheint auch hier jene Differenz der Gestalt,
welche, jedoch mit dem Uebergewicht der erstern Ver-
stellung, durch die ganze mittelalterliche Kunst sich
hinzieht.
Centauren.
Die
Centauren
wurden
im
Alterthum
nicht
bloss
wegen des Kampfes mit den Lapitheil und in bacchischen
Zügen, sondern auch als Dämonen der Unterwelt vor-
gestellt. Unter diesen erscheinen sie bei Virgil4): man
1) Beschrieben von Rathgeb er Bibl. Gothuna, Sect. der abendl.
mit Gemälden gesclnn. Handschr. Gotha, 1839. s. S. 22.
2) Heller Alhr. Dürer Bd. II. S. 95.
a] Abgebild. in d. Nürnberg. Künstl. H. IV. Taf. II. zu S. 16.
4) Virg. Aen. VI, 286. Der Eintritt des Aeneas in die Uuterwelt,
wo ihm unter den Ungeheuern derselben auch Centauren he-
gegnen, abgebild. nach einer der Miniaturen in der Vaticanischen