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mit den Klauen eines Raubvogels vorgestellt sind, die eine
singend, die andere die Flöte, die dritte die Harfe spielend.
S0 sieht man sie in dem ersten Gemälde, wie sie durch
ihre bezaubernden Töne die Mannschaft eines Schiffes
einschläfern; in dem zweiten springen sie an Bord, er-
morden die Schiffer und werfen sie in's Meer; in dem
dritten aber unterliegen sie der List des Ulysses: derselbe
steht an dem Mast gebunden, seine Gefährten, die ihre
Ohren mit Wachs verstopften, überwältigen die Sirenen
im Augenblick, wo diese über das Schiff herfallen wollen.
Die Anwendung, welche hiervon auf die Kirche gemacht
Wird, ist schon vorhin angegeben.
Ohne Beziehung auf den heroengeschichtlichen Vor-
gang aber finden sich demnächst rein allegorische Com-
positionen auf emaillirten Kupfersehaalen, mit flachem
Boden und schmalem Bande, aus dem dreizehnten Jahr-
hundert. Eine solche ist im Schatz des Halherstadter
Doms der Boden in fünf Felder getheilt, Ein kreis-
rundes in der Mitte, vier ringsumher in Dreiblattsform,
enthält in zwei der letzteren, welche einander gegenüber
liegen, einen Mann mit Keule und Schild, der ein an-
springendes wildes Thier, vielleicht einen Leoparden,
abwehrt; in den übrigen Feldern drei weibliche Figuren
mit Vogelbeinen und einem in Arabesken ausgehenden
Schweif, von denen die eine ebenfalls mit Keule und
Schild bewiehrt ist, während die beiden andern, darunter
die in der Mitte, ein Saiteninstrument streichenz).
1) Ich habe dort durch die Gefälligkeit des Herrn Olx-Dompred.
Augustin diese Schaale gesehen; eine colorirte Zeichnung
derselben ist im Besitz des Herrn Baumeisters Salzenberg
in Berlin.
2) Aehnliche Vorstellungen auf einer emaillirten Kupferschaale aus
dem Anfange des dreizehnten Jahrhunderts bei Willemin
Monum. Franc. ined. T. I. P1. CX.
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