Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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Endlich macht der Reiz, den ihr Gesang und Spiel 
erweckt, sie zu einem Bild der Liebeslockung 1), als 
welches sie öfters auf Vasen angebracht sind: so erscheint 
eine bacchantisch begeisterte Sirene unter den Verzie- 
rungen, welche den Schmuck hochzeitlicher Mythen um- 
geben, auf der Archemorosvase im Museum zu Neapel 2). 
Demgemäss finden sie sich auch zuweilen mit Amorinen 
zusammengestellt, während umgekehrt Venus selbst in 
Macedonien den Namen Sirene erhalten hat 3). 
Nach der ursprünglichen, Aegypten entstammenden 
Auffassung, wie man sie mit Wahrscheinlichkeit bei Homer 
vorauszusetzen hat, galten die Sirenen für Vögel mit 
menschlichem Haupt: das ist die Gestalt, die sie noch, 
wie auf dem genannten griechisch-ägyptischen Denkmal, 
so auf der Vase von Canino haben. Sie sind dann aber 
mehr und mehr vermenschlicht 4): die herrschende Vor- 
stellung ist später, wie auch die meisten Kunstdenkmäler 
sie befolgt haben, dass sie Jungfrauen sind mit Vogel- 
füssen ; doch wurden sie auch, namentlich bei den Etruskern, 
ganz menschlich gebildet.  Bei Homer sind ihrer zwei, 
die nur durch Gesang den Zauber ausüben; später er- 
scheinen sie in der Dreizahl, und es werden ihnen auch 
musikalische Instrumente, Leier und Flöte, zugetheilt. 
2. Bei den Kirchenschriftstellern ist frühzeitig von 
Sirenen die Rede, aber merkwürdigerweise in exegetischer 
1) Eine Bedeutung, die selbst in den Namen hineingelegt ist, 
Zugviv von 669ml, trahere, Fulgent. Mythol. II, 11. p. 685. 
ed. Staveren. 
2) Gerhard Archemoros und die Hesperiden, Philosoph. histor. 
Abhandl. der Berliner Akad. Jahrg. 1836. S. 256. 279. 284. 
a) Vergl. die Bemerk. von Wel cker Annal. dell" Instit. di corrisp. 
arch. T. IV. 1832. p. 383. not. 14. 
4) Ueber die verschiedenen Stufen dieser Entwickelung s. Pa- 
nofka l. c. p. '74.
	        
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