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ausgehen. Es scheint jedoch zweifelhaft, 0b diese vier
Medusenköpfe bedeutungsvoll im antiken Sinn, als Grabes-
zeichen, dahin gesetzt sind. Vielleicht ist man in der
Aufnahme derselben nur einer alterthümlichen Gewohnheit
gefolgt, in keiner weiter reichenden Absicht, als dass sie
nur zur Verzierung dienen sollen, wozu die Vor-
Stellung auch im heidnischen Alterthum verwendet wurde.
Sonst kommt das Medusenhaupt unter den Kunst-
vorstellungen des christlichen Alterthums nicht weiter vor.
Und auch in der mittelalterlichen Kunst scheint diese
Vorstellung keinen Eingang gefunden zu haben.
Zwar findet sie sich auf einigen Stoschischen Gemmen,
die zur Klasse der Abraxassteine gerechnet werden,
auf einem Chalcedon, welcher über dem Medusenhaupt
die sieben griechischen Vocale enthält, und auf einem
Karneol, dessen Rückseite die Hekate-Bubastis sehen
lässt 1); aber diese Gemmen zeigen keine Spur, dass sie
aus dem Christenthum, von irgend einer christlichen Secte
ausgegangen seien.
Andererseits findet sich ein menschliches Gesicht um-
geben von Schlangen mit einer Beschwörungsformel auf
einigen Gemmen, die wahrscheinlich christlichen Ursprungs
sind, sowie auf einem im J. 1821 bei Tschernigow ge-
fundenen Goldmedaillon (mit dem Namen des Basilius,
vermuthlich Wladimir welches gewiss christlich ist;
aber jene Vorstellung hat keine Aehnlichkeit mit dem
Medusenhaupt, ist überhaupt nicht auf ein antikes Bild
zurückzuführen, sondern auf die Schilderung des Satan
in der Apocalypse. Sie wird also bei der Symbolik des
Teufels (im folgenden Bande) zu erörtern sein.
Dagegen ist in der neuern Kunst zuweilen das Me-
dusenhaupt nach antiker Weise auf christlichen Grabmalern
T ülk en Erkl. Verzeichn.
T) Im Museum zu Berlin,
105. S. 452.
104.