Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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Für diesen Uebergang von Engeln zu Genien findet 
sich auch hier im Reformationszeitalter eine Parallele in 
der Literatur, ebenso wie wir es zu Anfang aus der 
nachapostolischen Zeit im Hirten des Hermas gesehen 
haben. Castellio nehmlich, Reetor in Genf, seit 1552 
Professor der griechischen Sprache in Basel (1- 1563), 
stellte sich in seinem Hauptwerk, der lateinischen Ueher- 
setzung der heiligen Schrift (zuerst Basel 1551) 1), die 
Aufgabe, in klassischem Latein den Text der Bibel wieder- 
zugeben: er wollte auch denen, die um des angeblich 
barbarischen Stils willen das Wort Gottes vernachlässigten, 
dasselbe in die Hände bringen. In dem Streben nach Rein- 
heit der Diction aber setzte er auch an die Stelle der Aus- 
drücke von eigenthüixilich christlichem Gepräge, die aus dem 
Griechischen in das kirchliche Latein übergegangen sind, 
die entsprechenden acht lateinischen Wörter, wodurch die 
Uebersetzung zuweilen unverständlich, selbst profan wurde 
und die Reinheit des christlichen Gedankens Schaden litt. So 
ist namentlich statt angelus fast durchgängig genius ge- 
braucht. Nur zu Anfang des Matthäus (I, 20. II, 13. 19.) 
ist einigemal domini angelus beibehalten; in der Geburts- 
geschichte Jesu bei Lucas aber wird überall genius gesagt, 
bei der Verkündigung: mense autem sexto missus est a 
deo genius Gabriel, bei den Hirten auf dem Felde: ecce 
domini genius astitit, die Hirten gingen nach Bethlehem, 
ubi ab eis discesserunt in coelum genii (Lue. I, 26. II, 
9.  S0 heisst es auch in der Warnung Christi, den 
Kleinen kein Aergerniss zu geben: seitole enim, eorum 
genios in coelis semper aspicere faeiem patris mei, qui 
in coelis est (Matth. XVIII,  Ferner als Christus 
am Oelberg betet: apparuit ei genius de eoelo, qui eum 
eontirmaret (Lue. XXII,  Und in der Auferstehungs- 
die Ausg. 
 Ich benutze 
Basil. 
1554. 
fol.
	        
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