Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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Jäger hat vier Hunde an der Leine, der andere mit einem 
Speer in der Hand stösst in ein Horn. Etwas anders ist 
es, wenn bei Darstellung der Geburt Christi (Bl. 5. a.) 
ebenfalls in der Initiale I, worin musicirende Engel zur 
Seite sitzen, nackte Flügelknaben bei dem nackten Christ- 
kinde knieen: denn da liegt die Vermuthung nahe, dass 
es nicht allegorische, sondern wirkliche Wesen, dass es 
wenn auch in Geniengestalt Engelknaben sind, welche 
den neugeborenen Heiland umgeben. 
4. In der That sind auch nicht selten in dieser Zeit 
die Engel geradezu, gleich Genien, als nackte Flügel- 
knaben vorgestellt. 
Den Uebergang sieht man sehr deutlich in der vene- 
tianischen Schule. Während bei Antonio Vivarini um 
die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts in einer Anbetung 
der h. drei Könige, zu Berlin (K. Gemäldegalherie n.  
die Engel nach dem frühern Typus in langen Gewändern 
erscheinen; sieht man sie bei Santa Croce, Schüler des 
Giovanni Bellini, als Flügelknaben, aber bekleidet,  in 
einem Gemälde über dem Christuskiilde schwebend mit 
den Passionswerkzeugen, in einem andern bei der Krönung 
der Maria theils mit Blumen in den Händen, theils 1nu- 
sicirend (Ebendas. n. 24.  Bei Moretto aber, Schüler 
Tizian's, sind sie als nackte Flügelknaben vorgestellt: in 
einer Anbetung der Hirten sechs Engel, welche ein 
Spruchband halten mit gloria deo in excelsis, also die 
Menge der himmlischen Heerschaaren (Luc. II,  es 
sind mithin gewiss Engel und nicht Genien gemeint; 
desgleichen in einem Gemälde Maria mit dem Kinde, wo- 
bei Johannes und die h. Anna, vom J. 1541 (Ebendas. 
n. 187. 197.).  Merkwürdig ist ein Bild der römischen 
Schule, von Cotignola: eine Vermählung der Maria im 
Tempel, vom J. 1516, im Vorgrunde eine Sibylle und 
ein Prophet, jeder von einem Engel begleitet, oben der
	        
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