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Romano, dem Giulio Clovio sind die Malereien eines
lateinischen Gebctbuchs in der K. Bibliothek zu München 1),
dessen Titelblatt zwei nackte Flügelknaben als Wappen-
träger enthält. Dieselbe Weise findet sich in deutschen
Malereien, namentlich in dem Jenaer Evangelislarium von
Lucas Cranach (1507), wie schon oben erwähnt ist, und
in einem Bamberger Antiphonarinm vom J. 1546 2).
Ebenfalls nur zur Verzierung dienen die Genien,
mit denen man es liebte auch am Rande christlicher
Darstellungen die Arabesken zu beleben, wie z. B.
in mehreren Horentinischen Miniaturen aus dem letzten
Viertel des fünfzehnten Jahrhunderts zu ersehen ist, dem
Gebetbuch mit Malereien des Sinibaldi vom J. 1485 und
dem Breviarium des Königs Matthias Corvinus vom J. 1492,
jenes in München (s. oben S. 295.), dieses in der Vati-
canischen Bibliothek 3).
Selbständiger ist die Vorstellung eines Genius, mehr
in die Mitte des Bildes eintretend, in einem Gemälde aus
der Salnmlung lateinischer Lobgediehte auf Julius II.
(1503-1513) und seinen Neffen in derselben Bibliothek;
es ist eine ganz weltliche Scene, die hier vorgeführt
wird, componirt nach antiken Ideen, der Triumph
Julius II. nach der Einnahme von Bologna: auf einer
Quadriga, deren Bosse ein nackter Flügelknabe lenkt,
erscheint der Papst gleich einem römischen Imperator,
gefolgt von gefesselten Gefangenen, ihm gegenüber die
1) Cim. 48. (Sclimeller Allg. Ausk. S. ehemals V. u. 10.
2) Ms. Ed. 1. 28. bei Jaeck Beschreib. der ülfentl. Bibl. zu Bam-
berg Th. l. S. 13. n. '70.
3) düägincourt Pittur. Tav. LXXIX. lig. 3. Platner Beschreib.
Roms II, 2. S. 361. Ebenso in der vorhin erwähnten Vatic.
Handschrift des aristotelischen Buchs von den Thieren, d'Agin-
court Pittur. LXXVI, 3.