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gefordert ist 1): derselbe ist mit Darstellungen aus dem
Alten und Neuen Testament geschmückt, von denen die
erste, als eine grosse Seltenheit auf Denkmälern dieser
Klasse (vergl. oben S. die Erschaffung der Eva
zeigt. In der zweiten Gruppe sieht man Adam und Eva
und zwischen ihnen eine weibliche Figur in langem Ge-
wande, welche in der Rechten Aehren, in der Linken ein
Böckchen hält, wie ähnlich auf drei Sarkophagen, die
bei S. Sebastiano in Rom ausgegraben sind 2), eine männ-
liche Figur in langem Gewande zwischen ihnen steht,
dem Adam Aehren, der Eva ein Lamm darreichend. Man
hat in dieser Scene eineiHindeutung erkannt auf das
Geschäft des Ackerbaues und des Wollspinnens, welches
dem Adam und der Eva als Fluch der Sünde zugefallen
(obwohl das Lamm oder Böckchen auch eine andere be-
deutsamere Auslegung zulässt): die Person aber dürfte,
da sie auf dem erstern Sarkophag weiblich gebildet ist
gleich einer Hore (wie diese mit denselben Attributen
auf Sarkophagen des Alterthums öfters vorkommt) 3) für
einen allegorischen Genius zu halten sein 4), der eben
jenes Geschäft andeuten soll.
Antiken Sarkophagen (entnommen aber ist die Vor-
stellung von spielenden und streitenden Genien, beides
ein Bild der Jugend, ihrer Spiele und Kämpfe, überhaupt
Beschrieben von Abeken nn Tüb. Kunstblatt. 1838. S. 238.
2) Bottari T. II. Tav. LXXXIV. LXXXVIII. LXXXIX; der zweite
im christl. Museum des Vntican.
a) Eine Hore in dem für christlich gehaltenen Wandgemälde eines
römischen Ciimeterium, s. eben S. 203 f.
i) Mit dem Verf. der Beschreibung des neu entdeckten Sarkophags;
früher hat man die Figur mit den Aehren und dem Lamm
für Gott Vater in Gestalt des jugendlichen Heilandes genommen.
Ich werde auf diese Sarkophage wegen der Symbolik ihrer
Bilrlwerke im folgenden Bande zurückkommen.
Piper. Mylhul. u. Symbol. d. chr. Kunst. I. 23