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werden 1), enthält zu beiden Seiten zwei geflügelte Figuren,
schwebend, mit flatterndem Gewande, die einen Eichen-
kranz halten, worin ein griechisches Kreuz. Und auf
dem eben dort befindlichen Diptychon 2) des Consul Ana-
stasius vom J. 517 sieht man oben das Brustbild des
Kaisers Anastasius in einem Medaillen, welches von zwei
geflügelten, nur mit einer kurzen Tunica bekleideten
Genien oder Engeln gehalten wird, womit die vorhin
(S. 347.) angeführte Goldmünze des Anastasius zu ver-
gleichen ist.
Uebrigens erinnern jene Figuren auf dem Elfenbein-
deckel zu Paris, wie in den Mosaiken zu Ravenna noch
mehr an die antike Vorstellung von Victorien, wie die-
selben auch in Bildwerken des christlichen Alterthums
nachgebildet sind (s. oben S. 173.).
3. Seltener ist die Vorstellung geschäftiger Genien
auf altchristlichen Denkmälern. Zuweilen nehmlich ge-
schieht es, ebenfalls vornehmlich auf Sarkophagen, dass
die Handlung idealisirt wird, Bilder des Lebens in Ernst
und Scherz, der Thätigkeit in Wissenschaft und Kunst
vorgeführt werden; da sind es auch ideelle Wesen, jene
geflügelten Knabenfiguren, ohne Individualität und ohne
Costüm, welche als Personen der Handlung eintreten.
Während aber in andern, gleich zu erwähnenden
Fällen auch die ganze Handlung von heidnischen Denk-
mälern herübergenommen ist, erscheint in einer eigen-
thümlich biblischen Verknüpfung, auch anders gebildet,
ein Genius auf einem merkwürdigen Sarkophag aus dem
frühesten christlichen Alterthum, der erst neuerlich bei
dem Wiederaufbau der Basilica S. Paolo f. l. m. zu Tage
1) Lenormant 1. c
Paris S. 699.
2) Lenormant l. c.
Waagen
Kunstw.
in
und Künstler
XVII.