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machen noch mehr den Eindruck, einer ursprünglich christ-
lichen Idee anzugehören.
Doch einen Unterschied zwischen diesen Genien und
den Engeln stehen zu lassen, wird man dadurch genöthigt,
dass in der ganzen Klasse jener Denkmäler, auf denen
Genien so häufig sind, Figuren, die sicher für Engel er-
kannt werden könnten, nehmlich in geschichtlichen Scenen
aus der heiligen Schrift, fast gar nicht vorkommen, und
wo sie erscheinen, anders als die Genien, durchaus be-
kleidet und erwachsen gebildet sind. Dasselbe gilt von
ihrer Darstellung in den Mosaiken der Kirchen, in denen
seit dem fünften Jahrhundert (zuerst unter den noch er-
haltenen Mosaiken in S. Maria maggiore in Rom um 440)
Engel vorgestellt sind, wie dies im folgenden Bande
näher nachgewiesen werden wird.
Aber auch dort finden sich Bildwerke, welche den
Ucbergang von den Genien zu den Engeln anschaulich
machen: namentlich in den Mosaiken von S. Vitale zu
Ravenna 1) um 533 sind geflügelte Figuren, welche
schwebend zu zweien eine runde Scheibe (einmal mit
zwei sich schneidenden Kreuzen, zweimal mit einem Kreuz
und den Buchstaben A 52) halten, ganz in der Weise
jener einen Kranz haltenden Genien auf einem christlichen
Sarkophag, aber bekleidet vorgestellt.
Und ähnliche Vorstellungen sind in einigen Elfen-
beinreliefs dieser Zeit enthalten. Eine der Elfenbein-
tafeln 2) in dem Deckel eines Evangeliarium der K. Biblio-
thek zu Paris, welche von Lenormant in's vierte Jahrhundert
oder später, von Waagen in's sechste Jahrhundert gesetzt
Ciampini Vet. Monim. P. EI. Tab. XXI.
Leliornlant Trüsor de nunnisanat. et de glypt. Rec. de
et d'ornem. T. II. PI. XI. üg. 1.
hasrel.