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Allegorieen (wovon um dieselbe Zeit der grosse Wieder-
hersteller der Malerei in den Niederlanden Rubens ein
umfassendes Beispiel gegeben hat) den darin noch liegen-
den göttlichen Funken hatte verkommen lassen.
Dämonen.
Die heidnische Mythologie enthielt zahlreiche Wesen,
welche ein Zwischcnreich_ bilden zwischen Göttern und
Menschen, die Dämonen.
Dieselben erscheinen theils im Gefolge und dem
Mythenkreise der grossen Götter, in welcher Beziehung
auch einige im vorigen Abschnitt schon vorgekommen sind,
z. B. Charon als ein Dämon der Unter-Welt; theils dienen
sie die Kräfte und das Leben der Natur zur Anschauung
zu bringen, in welcher Beziehung wir in der Folge auf
sie zurückkommen werden. Noch andere sind dem mensch-
lichen Leben, der natürlichen, geistigen und sittlichen
Sphäre des Menschen entnommen. Und von diesen, wie-
fern sie in der christlichen Kunst angeeignet sind, soll
hier die Rede sein.
Sie theilen sich aber in solche, welche dem Menschen
vertraut oder geradezu eins mit ihm sind, und in solche,
welche ihm widerwärtig sind und den inncrn Zwiespalt
desselben offenbaren: das sind die Genien und die
feindlichen Dämonen, die auch schlechthin als Dämonen
bezeichnet werden. Die einen stellen das Urbild, die
andern das Zerrbild des Menschen dar.
Und zwar in der Anwendung, welche die christliche
Kunst von ihnen gemacht hat, unterscheiden sie sich so,
dass die- einen mehr auf geistige, die andern mehr auf
sittliche Eigenschaften bezogen werden.