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Götterversammlung seine Blitze schleudert, ist ebenfalls
von Giulio Romano im Palast del Te zu Mantua und von
Perino del Vaga im Palast Doria zu Genua dargestellt.
Die Hauptvorgänge aus der Ilias liess Giulio Romano im
Herzogl. Schloss zu Mantua, und sein Schüler Primaticcio
in Fontainebleau die Hauptvorgänge aus der Odyssee aus-
führen, aus welcher früher Baldassare Peruzzi an
eiuem Hause in Rom Bilder angebracht hatte.
Ganz das Gegentheil von dieser cyklisehen Behand-
lung antiker Mythen, welche eine historische Auffassung
im grossen Styl reprasentirt, wurden zumal in der zweiten
Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts die Mythen in Um-
gebungen eingeführt, wodurch sie entweder einen idyl-
lischen oder einen spiessbürgerlichen Character (man kann
es nicht anders nennen) erhielten. Da steigen sie aus
der iibergeschichtlichen Sphäre in die Landschaft und in
das alltägliche Leben herab und werden zu einem Mittel
herabgesetzt, das eine oder das andere zu heben.
Erstens nehmlieh die im sechzehnten Jahrhundert
sich entwickelnde Landschaftsmalerei, die anfangs nur in
untergeordneter Stellung zur Ausschmückung geschicht-
licher Scenen hervorgetrcten war, nahm umgekehrt, als
auch die Landschaft zur Hauptsache gemacht wurde,
mythologische wie kirchliche Scenen als Stalfage auf,
wodurch sie, wie es scheint, eines Zusammenhangs mit
den bisher geltenden Kunstideen sich versichern wollte.
Man mochte glauben, dass der poetische Reiz der Land-
Schaft erhöht werde durch die Poesie, welche dem Mythus
eingehaucht ist, und da dieser in eine Zeit hinausweiset,
welche aller Geschichte vorangeht, dass von dem magischen
Licht des goldenen Zeitalters, in welchem die Götter mit
den Sterblichen verkehrten, einige Strahlen auf das Ge-
mälde fallen möchten. Von der andern Seite, da die
Natur heute dieselbe ist, wie in der mythischen Zeit,
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