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3. S0 vielfach aber damals mythologische Gegen-
stände behandelt wurden, so erscheint die Auswahl der-
selben doch nur von beschränktem Umfang, Sofern
wir zuerst vornehmlich auf Staffeleibilder und Zeichnungen
sehen.
Es wurde erstens die Poesie versinnlicht durch Dar-
stellung des Apollo und der Blusen, womit schon Man-
tegna vorangegangen war. In Raphaels Stanzen, im
Zimmer della Segnatnra, ist als Uebergangsbild von der
Theologie zur Poesie die Strafe des Marsyas und die
Bekranztmg des Apollo vorgestellt, als Hauptbild aber zu
der personiticirten Poesie der Parnass, Apollo an der
Quelle Hippokrene sitzend, umgeben von den neun Musen,
neben diesen die grossen antiken und italienischen Dichter.
Ebenfalls in Fresco waren von Polidoro da Caravaggio
am Gartenhaus des Palastes del Bufalo Pegasus und die
castalische Quelle gemalt. Von Perino del Vaga aber ist
eine Tafel, der Parnass mit Apollo und den Musen in
der Münchener Pinakothek, so wie eine reiche Composition,
der Wettgesang der Musen und Pieriden in Gegenwart
des Apollo, der Minerva und der örtlichen Gottheiten, im
Louvre. Desgleichen Apollo mit den Musen von Tintoretto
in der Gallerie zu Augsburg.
Die Hauptmasse mythologischer Stoffe aber ist aus
dem Mythenkreise der Venus und des Amor, so wie den
Liebesgeschichten zumal Verwandlungen der Götter ge-
nommen. Vor allem des Jupiter. Und hier steht Michel-
angelo mit ztvei berühmten Compositionen voran, dem
Raub des Ganymedes und der Leda mit dem Schwan:
gemalt sind beide Vorstellungen von Correggio und Tizian.
Insbesondere der letztere Gegenstand hat wie schon in
der spätern Zeit des klassischen Alterthums, so in der
neuern Kunst viele und die grössten Meister beschäftigt,
namentlich noch, ausser Leonardo da Vinci, Raphael, von