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stand im Einklang mit der Neigung, Antiken zu sammeln,
welche auf jenes Streben zurückwirkte: denn für die
würdigste Aufstellung derselben durfte es gelten, wenn
in dem umgebenden Raum ihre Motive durch die neuere
Kunst weiter ausgeführt waren. S0 liess der Erzbischof
von Cypern die Mauern seines Gartens zu Rom mit Be-
ziehung auf die darin aufgestellte antike Statue eines
Bacchus durch Bacchanten, Satyrn, Faune und ähnliche
Gegenstände von Perino del Vaga decoriren 1).
Nichts aber beweiset mehr die Herrschaft dieses
Interesse, als dass solche Vorstellungen selbst in die
Klöster eindrangen, wovon die Frescomalercien zweier
Meister, die aus der Schule oder doch der Richtung
Leonardo da Vinci's hervorgegangen sind, Zeugniss geben.
Es sind die Malereien des Bernardino Luini in dem Kloster
Casino della Pelugga zwischen ltlailand und Monza, na-
mentlich eine Satyrfamilie, welche dem Pan ein Opfer
bringt und die Verwandlung der Daphne in Gegenwart
des Apollo und des Poneus, welche von da in die
Sammlung der Brera in Mailand gekommen sind; ferner
als Gegenstück zu der erstern Darstellung, Vulcan Waffen
schiniedend, wobei die geschäftige Venus und Mars mit
zwei Amorinen, in der Villa Sommariva am Comersee 2).
Noch aber sind in einem Saal des Klosters der Benc-
dictiner-Nonnen von S. Paolo zu Parma die Malereien zu
sehen, welche Correggio daselbst in den Jahren 1518
und 1519 im Auftrag der damaligen Aebtissin ausgeführt
hat: an der Hauptwand Diana auf ihrem von zwei Hin-
dinnen gezogenen Wagen von der Jagd zurückkebrend,
1) Vasari Leben der Maler III, 2. S. 449.
2) Die beiden ersten Scenen abgebild. bei Bisi Pinacot. T. III.
Tav. LXXXI. LXXXII. bis; der ersten und dritten Darstellung
gedenkt Passavaut Beitr. zur Gesch. der alten blalersehulenl
in der Lombardei, Tüh. Kunstblatt 1838. S. 296.