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verwaltet, offenbar im Zusammenhang mit der damals in
Italien für das klassische Alterthum herrschenden Be-
geisterung, hier zunächst mythologische Vorstellungen,
die der leiblichen Schönheit und dem sinnlichen Interesse
Raum geben, in den Vordergrund treten 1). Den Anfang
macht Sandro Botticelli (1437-1515) mit seinen
Venusbildern: die Geburt der Venus und Venus von den
Grazien bekränzt sind in der Florentinischen Gallerie, eine
Venus in der Stellung der mediceischen im Museum zu
Berlin (n. 1124). Auch hat er eine Pallas und einen
Bacchus gemalt, die beide nicht mehr vorhanden sind-
Auf seine Planetengottheiten werde ich später (S. 47.)
zurückkommen. Ebenfalls mehrere Venusbildcr sind von
Pier di Cosimo (1441-1521) ausgeführt: ein Haupt-
werk, worin auf blumenrcicher Wiese Venus, an welche
Amor sich schmiegt, und gegenüber Mars ruht, dessen
Waifenstücke Liebesgötter forttragen, ist zweimal vor-
handen, im Museum zu Berlin (n. 107.) und in S. Niccolo;
aber ein Bild der Venus und des Mars mit den Liebes-
göttern und dem Vulcan, so wie einige Bacchanalien von
ihm mit Faunen, Satyrn und Bacchantinnen sind ver-
schollen. Von Domenico Ghirlandajo (1451-1495)
ist nur die Geschichte Vulcans zu bemerken mit vielen
1) Anders bestimmt Rumohr Italien. Forsch. Th. II. S. 394. den
Gegensatz beider Schulen, indem er auf die Mittel der Dar-
stellung mythologischer Figuren, nicht auf die Vorstellungen
selbst sieht: die Paduaner hätten sich auf die Nachahmung des
Hahituellen antiker Denkmale beschränkt, wogegen die Floren-
tiner, dieses übergehend, sich begnügt hätten durch die bekann-
testen Symbole des Alterthums anzudeuten, was ihnen jedesmal
der Anregung werth schien, indem bei ihnen die Hinneigung
zur Fabel aus einem gewissen Bedürfniss der Allegorie ent-
standen sei. Mir scheint diese Ableitung für die Paduaner zu
iiusserlich, zumal lllantegnzfs Bestrebungen nicht zu erschöpfen.