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Bedeutung der Kunstwerke, wobei auch mehr als blosse
Nachahmung antiker Kunstwerke, nehmlich ein begeistertes
Eingehen auf die Ideen des Alterthums sich kund giebt.
An die Antike erinnern die Genien, mit denen Mantegna
ein Zimmer im alten herzogl. Palast zu Mantua schmückte;
aber von Interesse für die Sagengeschichte Roms zeugt
der Schilfzug des Aeneas, ebenfalls eine Frescomalerei
in demselben Palast, die politische Grösse der alten
Bömerwelt wird in seinem Triumph des Scipio und zu-
mal in seinem grössten Werk, dem Triumphzug Cäsars 1),
gefeiert (worin auch Götterbilder und Vietorien er-
scheinen), die Poesie des Alterthums in einem andern
Hauptwerk mythologischen Inhalts, dem Parnass, welches
ausser Apollo und den Musen nebst dem Pegasus, Mars
und Venus zeigt, von Vulean in seiner Schmiede aus der
Ferne bedroht, im Louvre. Von einem ebendaselbst be-
findlichen Gemälde, in welchem er mythologische Motive
zu einer ethischen Allegorie verwendet hat, ist schon
früher (S. 308 f.) die Rede gewesen 2).
Um dieselbe Zeit ward auch zu Florenz, nachdem
daselbst Donatello als Bildhauer vorangegangen war, das
mythologische Element in die Malerei eingeführt, mit
dem Unterschied, dass, während in der Paduanischen
Schule, das heisst bei Mantegna, in den grösseren Auf-
gaben dieser Art ein geistiges und geschichtliches Interesse
1) Von beiden s. Waagen Kunstw. u. Künstler in England und
Paris Th- I. S. 157. 383-386. und über das folgende ebendas.
Th. III. S. 417.
z) Eine andere allegorische Darstellung, der Kampf von Meergöttern
vom Neide (der personificirten Invidia) angefacht, ist unter
Mantegrufs Kupfkrsticlzen zu bemerken, unter denen noch mehr
mythologische Bilder vorkommen, namentlich der Kampf zweier
Tritonen, welche Nereiden auf dem Rücken tragen, und zwei
Bacchanale.