Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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Gemme der Terminus eingeschnitten war. Er nahm sich 
hieraus den Sinn, dass das Ende des Lebens nicht ferne 
sei, und um den Gedanken nicht aus den Augen zu ver- 
lieren, brauchte er den Ring als Petschaft, indem er die 
Worte „Niemandem weiche ich" hinzufügte. S0 sollte 
ihm der heidnische Gott ein Symbol sein, das ihn zur 
Besserung ermahnte, denn der Tod sei wahrhaft der Ter- 
minus, der Niemandem weicht. Und es gefiel ihm diese 
Vorstellung, da sie auch zufällig ihm sich dargeboten, 
theils wegen der Hindeutung auf das Alterthum, theils 
wegen der Dunkelheit, die dem Symbol eignet.  Es 
sind noch zwei Denkmünzen vorhanden mit dem Brust- 
bilde des Erasmus von 1519 und 1531, welche auf der 
Rückseite ebenfalls den Terminus mit jenen Inschriften 
zeigen 1).  Hiernach hat man auch auf dem marmornen 
Grabmal des Erasmus  1536) im Münster zu Basel 1-) 
oberhalb der Inschrift das Bild dieses Gottes anbringen 
lassen. 
Die Vorstellung wäre dort doppelt ungeeignet, wenn 
sie nach der nächsten Deutung, welche Erasmus selbst 
davon gegeben, nur das Ende bezeichnen soll, gleich 
dem Genius mit der umgekehrten Fackel, der eben so 
wenig für christliche Gräber sich schickt. Der Grenzgott 
aber, wo er diesseitigen Ansprüchen ein Ziel setzt, lässt 
doch eben daselbst ein jenseitiges Gebiet anfangen. Es 
1) Von der erstem s. Bolzenthal Skizzen zur Kunstgesch. der 
mod. Medaillen-Arbeit S. 142; die andere, kleinere ist abgebild. 
bei L enorm a'nt Tresor de numism. el; de glypL, Med. en Allem. 
Pl. XI, 2. Beide sind im K. Münzkabinet zu Berlin, die erstere 
in Bronze, die andere in Silber; desgleichen in der Goetheschen 
Sammlung zu Weimar, s. Schuchart Catal. Th. II. S. 149. 
n. 1213. S. 157. n. 1302. 
2) Abgebild. in d. Beschreib. des Münsters zu Basel. Basel, 1842. 
fol. zu S. 14. 
	        
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