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Schneiders, ein xylographisohes Blatt zu Weimar in der
Goetheschen Sammlung 1): in der Mitte sieht man eine
nackte, weibliche Figur mit Flügeln und verbundenen
Augen, mit einem Salbengefass zu den Füssen, zwei
Pfeile zugleich mit einem Bogen abschiessend, darüber
die Bezeichnung Amor carnalis. Unten auf einer schmalen
Rolle über einem Todtenkopf und Schwerdt, welche über
dem Höllenrachen schweben, steht Finis amoris. Ein
besonderes Feld über der Figur enthält die Inschrift:
Die lieb ist nacket und plint und plos,
Des kumbt manger man von treu wegen in der helle shos;
Sie hat zwen snell flugel die sein unstill,
Sie ist zu allen zeitten wo sie will,
Sie kan salben und verwunden
Wo sie woll zu stünden,
Ihre Wort sind listig und behend:
Gar pitter ist der snoden lieb end.
An jeder Seite sind fünf Halbüguren, ausser Moses und
Aristoteles die vornehmsten Kirchenlehrer, unter jedem
ein warnender Spruch in Bezug auf die Sünden, besonders
die fleischlichen. S0 hatte auch Giotto, wie früher
(S. 275.) erwähnt ist, neben der Keuschheit den Amor
profanus vorgestellt mit Köcher und Binde, aber mit
Bocksfüssen, wie er von der Busse verscheucht wird, in
seinen Malereien über dem Grabe des h. Franciscus zu
Assisi, deren Idee er von Dante empfangen haben soll.
Neben Dante aber ist hier Petrarca zu erwähnen
wegen einiger Miniaturen aus dem fünfzehnten Jahrhundert,
zu denen seine Poesie Anlass gegeben hat. In seinen
Triumphen schildert er zuerst den Triumph des Amor,
das Leid derer, die von ihm verwundet und in seiner
Gewalt sind, grossentheils Personen aus der antiken
Mythologie, aber auch aus der provencalischen Dichtung,
Goetheschen
Schuchart Catalog der
Samml.
104.