Virgil ihm sprühende Augen, die Etrusker ihm Thier-
ohren und in die Hand einen Hammer gaben, und er als
ein gewaltthätiger Dämon auf die Bühne gebracht wurde.
Aber auch abgesehen davon trifft den Dichter wie den
Maler kein Vorwurf, dass sie bei einem Gegenstande, der
nicht geschichtlich darstellbar, sondern in seiner epischen
und malerischen Ausbreitung nur mythisch zu erfassen
ist, mythologische Motive zu Hülfe nahmen, da diese
Vorstellungen des Alterthums nicht allein nichts Heid-
nisches, das heisst Abgöttisches, enthalten, sondern auch
in sittlichem Interesse, zur Darstellung der göttlichen
Strafgerechtigkeit, dort verwendet werden. Dazu kommt,
dass die Vorstellung von einer Ueberfahrt zur Hölle auch
in dem christlichen Bilderkreise längst gegeben war, wie
das Denkmal des Dagobert in St. Denis und die in ihm
dargestellte Tradition beweiset. Und dies führt auf Kunst-
Vorstellungen zurück, die schon im christlichen Alterthum
ihren Ursprung haben, wovon früher Rechenschaft
gegeben ist. Um so mehr ist das Werk Michelangelds
in seinem Recht, wenn jene Scenen als das Resultat einer
langen Entwickelungsreihe erscheinen.
Eine Spur derselben Auffassung Äindet sich auch in
der neuern griechischen Kunst, wie man besonders aus
einer Anweisung zur Malerei, der ägmyvaia m7; Cwyga-
qmm]; des Mönchs Dionysius von Furna bei Agrapha,
ersieht, die noch jetzt das Handbuch der griechischen
Kirchenmaler ist: sie stammt vermuthlich aus dem funf-
zehnten oder sechzehnten Jahrhundert, bewahrt aber ältere
Traditionen, wie sie von den Mönchen des Berges Athos
sogar in's zehnte oder eilfte Jahrhundert gesetzt wird 1).
1) Diese Fgpnvaia ist erst vor kurzem bekannt gemacht in franz.
Uebers.: Manuel diconogr. chrät. gr. et lat. avec une introd.
et des notes par Didron, traduit du ms. Byzantin par Durand.
Par. 1845. S. das. p. XXXV. not.
Piper, Mythol. u. Symbol. d. chr. Kunst. l. 20