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Idee unterworfen waren, vermöge der typischen Be-
deutung, die man in ihnen fand (s. oben S. Jetzt
geschah es, dass sie selbständig in den Zusammenhang
christlicher Kunstvorstellungen aufgenommen wurden.
Diese Kunstvorstellungen sind vornehmlich die Schö-
pfung und das jüngste Gericht. Raphael nahm in den
Entwurf der Schöpfung, die nach seinen Kartonen in der
Chigischen Kapelle der Kirche S. Maria del Populo in
Rom im J. 1516 in Mosaik ausgeführt ist, eine Anzahl
Olympischer Götter auf, indem er Sonne, Mond und Pla-
neten in der Gestalt der heidnischen Gottheiten ihres
Namens bildete. Das sind jedoch nur poetische Personi-
iicationen von physischer Bedeutung, Wofür die Götter
nur Namen und Gestalt hergeben, ohne dass ihre Idee
mitwirkte, deren Erörterung daher für einen andern
Abschnitt (S. 47.) vorbehalten wird. Wohl aber in
ethischer Bedeutung treten mythologische Vorstellungen
mit christlichen in organische Verbindung.
Dazu gab die Darstellung der letzten Dinge Gelegen-
heit. Eben war zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts
nicht allein in der christlichen Poesie bei Sannazar, son-
dern auch in der christlichen Dogmatik bei Cortesius der
heidnische Mythus von der Unterwelt auf die Hölle an-
gewandt; da wurde eine solche Schilderung der Hölle
auch in einem Gemälde von Michelangelo unternommen,
in seinem jüngsten Gericht, welches die Sixtinische Ka-
pelle des Vaticanischen Palastes verherrlicht und im J. 154i
von ihm vollendet ist. Dort wird wie die Erhebung der
Auserwählten zur Seligkeit, so der Schluss des Gerichts
auf der andern Seite in dem Schicksal der Verdammten dar-
gestellt. Man sieht den Acheron, der die Vorhölle von
der Hölle trennt, den bellügelten Nachen, auf dem die
Verdammten zur Hölle übergesetzt werden, in ihm den
Fährmanit Charon mit Thierohren und rollenden Augen,