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erbaut ist. Eine grosse Console an demselben, die einer
Statue des Pat-rons der Kirche zum Postament dient, hat
einen ausnehmenden Reichthum an Sculpturen 1), Wobei
die heilige Geschichte und die Mythologie in gleichem
Maasse betheiligt sind. Zur Rechten sieht man Christus
nach der Auferstehung der Magdalena erscheinend ; Johannes
in der Wüste; das Urtheil des Salomo; Judith und ihre
Dienerin mit dem Haupt des Holofernes. Zur Linken sind
ebenfalls vier Vorstellungen: Meleager mit Bogen und
Spiess; Venus bei der Toilette mit dem Cupido; Apollo
auf der Leyer spielend; die Friedensgöttin einen Waffen-
haufcn anzündend. Und in einem Fries erscheinen Nessus
und Dejanira, Leda mit dem Schwan, Jupiter und Ganymed;
während der den biblischen Gegenständen entsprechende
Theil desselben Frieses Vögel, vierfüssig-e Thiere, Krieger
im Kampf mit Ungeheuern enthält 2).
Es scheint, dass jene verschiedenartigen Scenen nur
äusserlich neben einander angeordnet sind, ohne auf
einander bezogen zu sein. Dass aber heidnische Mo-
tive mit christlichen in eine innere Verbindung treten
können, davon hat schon das vierzehnte Jahrhundert Bei-
spiele gegeben, in denen die erstern einer christlichen
Nach einem Abguss im Museum Cluny beschrieben von de
Guilherm y, in Didron Annal. archöol. T. I. p. 45 sq.
2) In der Herzogl. Gemischten Kunstsaunml. zu Gotha ist ein Hirsch-
fängergriih auf dessen einer Seite ein Zug von Meergottheiten
(Galatea in einer Muschel mit zwei Delphinen fahrend) erscheint,
Während auf der andern mit der Aufschrift Nuptialis Caen...
die Hochzeit zu Kanu vorgestellt sein soll (Bube Das Herzogl.
Kunstkabinet zu Gotha S. 46. n. 157.). Ich kann jedoch dieser
Deutung der letztern Seene nicht beistimmen: die Figuren sind
grossentheils nackt, ein nackter Mann giesst aus einem Kruge
Wasser in einen andern, über welchem ein geflügelter Knabe
einen Trichter hält, Christus ist nirgends zu erkennen.