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nicht ohne eine typische Beziehung auf die h. Jungfrau
und den Engel.
Mit mehr Zurückhaltung ist in der zweiten Hälfte
dieses Jahrhunderts Pierre Rexmon in seinen Email-
malereien verfahren, wo er in die phantastischen Ein-
fassungen, mit denen er biblische Gegenstände zu um-
geben liebte, mythologische Motive aufnahm. So ist von
ihm ein grosses Becken von emaillirtem Kupfer, grau in
grau gemalt, mit der Jahreszahl 1560, in der H. Gemischten
Kunstsammlung zu Gotha 1), auf dessen Boden ringsum
Scenen aus der Genesis von der Erschaffung des Weibes
bis zum Tode Abels dargestellt sind: auf dem erhöhten
Bande aber sieht man Genien, geflügelte Panisken und
Satyrköpfe durch Arabesken verbunden.
Aber schon zu Anfang des Jahrhunderts war man
dort einen Schritt weiter gegangen in der Einführung
mythologischer Motive in die christliche Kunst.
Mythologische Motive als Bestandtheil
christlicher Vorstellungen.
Jene Sphäre der Ornamentik nehmlich, worin die
mythologischen Scenen den christlichen Hauptgegenstand
nur umspielen, wird überschritten, wenn die beiderseitigen
Vorstellungen neben einander als gleichberechtigt ihren
Platz erhalten.
Davon findet sich ein auffallendes Beispiel an dem
Haupt-Portal der Kirche S. Michel zu Dijon, welche zu
Anfang des sechzehnten Jahrhunderts von Hugues Sambin
1) Bube Das Herzogl. Kunstkabixlet in Gotha S. 30. n. 48.
Ein ganz ähnliches Becken von demselben Künstler ist in dem
Kabinet Bruge, abgeb. bei Sommerard I. c. Sär. VII. Pl.
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