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halten oben in den Arabesken auf jeder der beiden äussern
Seiten zwei blasende Genien, auf jeder der beiden innern
Seiten zwei Genien und zwei Satyrköpfe. Am be-
deutendsten in dieser Richtung ist ein Werk Albrecht
Dürers, seine Handzeichnungcn vom J. 1515 am Bande
eines Pergamentdrucks in kl. Fol. in der K. Bibliothek zu
München 1), welcher lateinische Gebete und Psalmen ent-
hält: die Zeichnungen sind theils christlichen, theils mytho-
logischen Inhalts. In den letztern erscheinen am häufigsten
Genien, die entweder nur zur Verzierung dienen oder
auch zum Text eine Beziehung haben 2). Einigemal sieht
man auch einen Genius in einem christlichen Bilde, wie
er nehmlich bei der Krönung der Maria die Cither spielt
und vor dem auf einem Esel reitenden Christuskinde das
Gewand ausbreitet 3). Die Laune des Künstlers hat sich
aber auch darin gefallen, zweimal eine Pansligur anzu-
bringen: das einemal4) zu einem Text, der das Lob der
heiligen und reinen Jungfräulichkeit feiert, dem zur Seite
1) Cim. 50. Cud. iconogr. 411. ehemals V. 21.2. Die Zeichnungen
sind in Steindrnck bekannt gemacht (wobei man aber den Text
der Gebete und Psalmen vermisst, der doch zu ihrem Verständ-
niss erforderlich ist) von Strixner, Albr. Dürers Christlich-
mythologische Handzeichnungen 1808; eine ausführliche Be-
Schreibung dieser Blätter giebt Heller Albrecht Dürer Bd. II.
S. 1064. 870-886.
2) Das erstere p. 19. a. 56. bei Strixner p. 12. 42; das
andere p. 45. au, bei Strixner p. 31. zu Ps. XLVI, dass Gott
eine Hülfe ist in grossen Nüthen: darunter sieht man einen
nackten, geflügelten Knaben, einen Korb mit Weintrauben auf
dem Kopf tragend, auf den ein Löwe zuspringt.
a) p. 51. a. 53. b., bei Strixner p. 36. 40.
4) p. 52. m, bei Strixner p. 38. Das anderemal p. 46. a.,-bei
Strixner p. 32, zu. Ps. LXXXVII: zur Seite in Arabesken ein
Pan sitzend, die Ilände auf dem Rücken gebunden, den Hals in
einer Schlinge.