Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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Ueber die Angemessenheit solcher Scenen an einem 
solchen Ort ist gestritten worden. Baoul-Bochette hat 
es gewagt, diejenigen, welche an diesem Schmuck der 
Thüren von S. Peter Aergerniss nähmen, der Unwissen- 
heit und des Zelotismus zu bezichtigen 1); wofür er aber 
eine scharfe Zurechtweisung von de Calonne erhalten 
hat?) In der That, diese Gegenstände sind dem Orte 
fremdartige: ihre Anordnung dort lässt sich nicht recht- 
fertigen, nur erklären. Zur Erklärung aber dient, dass 
hier eine neue Richtung in der Kunst sich ankündigt, 
die aber noch nicht zu selbständiger Ausübung gelangt 
ist. Da die Kunst, welche bis dahin aus dem Bereich 
der Kirche ihre Gegenstände gewählt hatte, jetzt auch 
der Darstellung antiker und zwar mythologischer Gegen- 
stände sich zuwendet; so sucht nun diese Richtung, die 
bald ein eigenes Gebiet für sich in Anspruch xiimmt, 
einstweilen noch bei der kirchlichen Kunst ein Unter- 
kommen:  so sehen wir es an jenen Sculpturen. 
Die Verhandlungen über eine Vereinigung der grie- 
chischen und römischen Kirche, deren Zustandekommen 
zu Florenz auf diesen Thüren gefeiert ist, veranlassten 
eine lebhafte Verbindung zwischen Griechenland und Italien, 
wodurch das Studium der klassischen Literatur im Abend- 
lande einen kräftigen Impuls empfing. Jenes Ereigniss 
gewährt hier aber auch ein unmittelbares Interesse, so- 
fern eine Urkunde desselben vorhanden ist, die in ihren 
Verzierungen ein Motiv antiker Kunst enthält,  eine 
den christlichen Haupbvorstellungen haben, vielleicht die Heroen- 
thatcn einen Antitypus zu dem Miirtyrcrthum der Apostel bilden, 
 was aus der Anordnung der Figuren zu entscheiden sein wird. 
 In seinem Text zu dem Werke BoucheVs über die Villa Pia. 
2) in einem Art. der Revue de l'architecl;., auch bei Didron Anna]. 
archäol. T. I. p. 134.
	        
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