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Mythologische Motive als Einfassung
licher Vorstellungen.
christ-
Zuerst nun erscheinen mythologische Motive in Ver-
bindung mit christlichen Kunstvorstellungen als Ornament.
Jacopo della Qucrcia um 1424) macht damit den
Anfang, dessen Neigung für die Antike schon durch eine,
jetzt in der Gallerie zu Florenz befindliche Sarkophag-
Verzierung 1) sich verräth: drei Knaben ein Blumengewinde
haltend. Mythologische Figuren aber zieren den Sockel
eines von ihm gearbeiteten achteckigen Taufsteins 2), der
in einer Kapelle des Doms zu Siena als Altartisch be-
nutzt wird, Amorinen und Tritonen in Arabesken
verflochten, ein Bacchanal, Greife, Amorincn auf Delphinen
reitend mit dem Dreizack in der Hand, ein Löwe im Kampf
mit einem Centauren zu beiden Seiten einer dürren Eiche;
und selbst an den Seiten dieses Taufsteins, welche im
Uebrigen sechs Geschichten der Genesis von der Schöpfung
Adamis bis zur Vertreibung aus dem Paradiese enthalten,
ist, neben David als Löwenbezwinger, Hercules mit der
Keule einen Centauren tödtend vorgestellt.
Ein noch ausgedehnterer Gebrauch von der Mytho-
logie ist in den Sculpturcn der bronzenen Thürflügel
gemacht, welche im Auftrage Eugen's IV. zwischen 144i
und 1447 Antonio Filarete für die alte Peterskirche
verfertigte und welche noch jetzt an dem Haupteingange
der Peterskirche stehen. Man sieht dort unter einander
1) Es ist die eine Seite von dem Sockel des Grabmals, das er im
Auftrag von Paulo Guinigi, Gebieter von Lucca, für dessen Ge-
mahlin verfertigte, und das noch in der Kathedrale zu Lucca
steht; s. Vasari Leben der Maler Bd. II. Abth. 1. S. 28. 29.
und das. Anm. 6. 8.
2) della Valle Lett. Sanesi T. II. p. 157. angef. von Schorn
zum Vasari a. a. O. S. 38. Anm.