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in zwei Schreiben an Raphael (1514 u. 1515) wird die
Peterskirche ein Fanum genannt 1).
Am auffallendsten hat sich ein heidnisches Interesse
dieser Art in der kirchlichen Wissenschaft geltend ge-
macht, indem selbst die christliche Glaubenslehre dadurch
entstellt worden ist. In den ersten Zeiten des sechzehnten
Jahrhunderts unternahm es Paulus Cortesius, aposto-
lischer Protonotarius, die Dogmatik Romano eloquio zu
behandeln, wie solches schon der Titel des übrigens
dürftigen Compendium, seiner Disputationes in quatuor
libros sententiarum (1513) 2) zur Schau trägt, deren
Vorrede mit nichts, als diesem Anspruch auf Eleganz
der Darstellung sich beschäftigt 3). Wie sehr er es aber
nicht allein mit der Sprache, sondern auch mit den Ideen
des heidnischen Alterthums zu thun hat, lässt sich daraus
abnehmen, dass er es für erforderlich hält, in den Vor-
reden zu den beiden letzten Büchern den Polytheismus
zu bekämpfen, den er doch von seinem eigenen Buche
nicht hat fern halten mögen. Denn nicht allein werden
hier einem klassischen Latein zu Liebe an die Stelle
kirchlicher Namen weltliche gesetzt: respublica Christiane
l) Ibid. IX, 13. p. 69. a. XI, 51. p. 87. b. S0 auch XI, 54.
p. 88. b. Desgleichen kommt b. Marine Lauretanae phanum
und s. Crucis phanum vor, X, 44. p. 86. b. XI, 11. p. 92. u.
Die Kirche S. Pietro ad Vincula wird in zwei Briefen von dem-
selben Datum (8. März 1517) XIV, 23. 22. p. 122. b. einmal
phanum, das anderemal ecclesia genannt.
2) Ich benutze die Ausg. Paris. 1513. Das Buch enthält nur 46
Blätter in kl. Fol.
3) Er bekämpft die Theologen, qui disserendi elegantiam a theo-
logia sejungunt, propterea quod a prisco poetarum oratorumqule
genere manarit (p. 4. b), und stellt sich die Aufgabe: tlleologiam
christianam ex intima sententinrum aurifodina ad expolitiones
revocare (p. 5. a).