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Davon zeugt das ganze dritte Buch, welches drei
Theile enthält. Zuerst, wie Gott zu den Hirten himm-
lische Boten sendet, das ist die Laetitia mit der Liebe,
dem Glauben, der Hollhung und andern Personificationen:
an der grossen Himmelspforte begegnen sie den Horen,
welche daselbst den Eingang behüthen; weiter kommt in
Erwähnung mehrerer Sternbilder eine Erinnerung an
astronomische Mythen vor 1). Zweitens nachdem die
Hirten, die als Heiden charakterisirt werden 2), die Maria
mit dem Kinde gefunden, stimmen zwei von ihnen Lycidas
und Aegon einen Gesang an (inter adorantum choreas
plaususque deorum) 3), worin die vierte Ecloge VirgiPs
auf Christus angewendet wird, und Wälder und Berge
antworten aus der folgenden Ecloge: Deus, deus ille,
Menalca (Virg. Ecl. V, worauf zahlreiche Engel-
schaaren sein Lob verkündigen. Drittens erscheint der
Flussgott des Jordan (vergl. unten s. umgeben von
seinen Töchtern, den Flussnymphen: wie jene Stimmen
zu ihm dringen, erhebt er sich in seiner Grotte an-
betend und gedenkt der Weissagungen, die einst Proteus
von der Zukunft dessen ihm gegeben, durch den sein
Ruhm über den des Nil, Indus und Ganges, auch des
Tiber steigen werde4). Da folgt eine Schilderung der
von den Wundern Christi von einer Mittheilung des Apollo ab-
geleitet. Wahrscheinlich ist der Anruf der Musen im ersten
Buch, dcr mit dem im dritten Buch angewandten Motiv überein-
stimmt, erst später eingefügt.
1) Sannaz ar. De part. virg. Lib. Ill. v. 93 iT. 113-115. 120-125.
2) Denn sie berichten von der himmlischen Erscheinung, welche
sie sich nicht zu erklären wissen, III, 180:
Sive dens cnelo vaniens, seu fnrte deorum
Nuntius in dubio est.
S. auch das Folgende.
Ibid. III, 195.
4) Ibid. III, 281 sqq. 330.
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