der evangelischen Geschichte nicht Stand halte: als Maria
zur Schatzung kommend Bethlehem erblickt, preiset sie
dieses Land, wogegen Kreta, die nichtige Wiege Jupiters,
und Delos mit der Doppelgehurt der Latona seinen Stolz
werde fahren lassen müssen 1). Als gegenwärtig waltend,
in die Epoche der heiligen Geschichte, welche das Ge-
dicht feiert, hineinragend, kommen dort beiläufig nur
Meergottheiten vor zu einer poetischen Bezeichnung der
Länder, welche sie umschliessen 2). Im dritten Buch
dagegen werden Flussgötter eingeführt, die in die Hand-
lung selbst eingreifen.
Diese Ungleichheit in der Behandlung der mytho-
logischen Motive erklärt sich bei dem langen Zeitraum
von zwanzig Jahren, der bis zur Vollendung des Werkes
verflossen sein soll. Es dürfte dieselbe auf eine Aenderung
zurückzuführen sein, welche die Ansicht des Verfassers
über die Einmischung solcher Motive in die christliche
Dichtung erfahren, denen er im {Fortgang der Zeiten mehr
Geltung zugestand 3).
gische Scenen der Vorzeit erinnert, z. B. beim Ufer des Helles-
pont an Thetis wie sie den Achilles gerufen II, 156.
I) lbid. II, 256-259. Dahin gehört auch die Verwerfung der
"Fabel l(reta's, jener Lüge von der Ueberfahrt der Europa" im
Gegensatz gegen die Anbetung des Heilandes durch Ochs und
Esel II, 384-386. ,
2) Ihid. I, 202. II, 124.
a) In dieser Hinsicht ist ein Widerspruch zu bemerken, der zwischen
den verschiedenen Theilen des Gedichts sich findet. Zu Anfang
des ersten Buchs nehmlich ruft der Dichter erst die Engel an
und dann die Blusen, welche die Höhle, in der Christus geboren,
die Zeichen am Himmel und die Könige aus Morgenland geschaut
hätten. Im zweiten Buch (v. 302)., als es unter Anrufung der
Engel zur Erzahlxlng der Geburt Christi kommt, heisst es, den
Musen und dem Apollo sei solches unbekannt geblieben. Hin-
gegen im dritten Buch (v. 372. vergl. 479) werden Weissagungen