Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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tung von dem alltäglichen Leben aussonderte, und eine 
bekannte Allegorie, welche mancherlei zu denken gab.  
Anderestheils war vielfach nicht hloss die Phantasie von 
heidnischen Bildern, sondern auch die Gesinnung von 
heidnischen Ideen eingenommen. In dem Wiedererwachen 
der klassischen Literatur hatte eine Begeisterung für das 
Alterthum sich entzündet, die oft Heidnisches und Klas- 
sisches nicht mehr zu unterscheiden wusste; worauf man 
auch gegen die Unterschiede des Christlichen von dem 
Heidnischen gleichgültig wurde: man mischte eins unter 
das andere, ja gefiel sich darin, den christlichen Gedanken 
in heidnischer Sprache zu verstecken. 
Ein Beispiel der erstern Art, einer starken poetischen 
Licenz giebt ein episches Gedicht Gonzagis von Johannes 
Petrus Arrivahene 1) etwa aus dem siebenten Decen- 
nium des funfzehnten Jahrhunderts, welches die Ver- 
herrlichung Ludwigs III. Gonzaga, Herzogs von Mantua 
 1478), und seiner siegreichen Kämpfe mit den Vene- 
tianern zum Thema hat. Es enthält kaum eine Spur von 
Christenthum oder auch nur von Monotheismus,  nur 
dass einmal von dem Beistand des heiligen (divus) Georg 
die Rede ist 2). Sonst ist durchgängig der heidnische 
Olymp in die Handlung verflochten,  nicht bloss, dass 
er über die Scene geht, wie öfters Aurora und Apollo 
mit den Sonnenpferden. Denn in einem Gefecht zwischen 
den Mantuanern und Venetianern streitet Minerva auf jener, 
Mars auf dieser Seite a). Gleich zu Anfang sendet Jupiter 
die Minerva, ein andermal den Mercur zu dem Helden 
1) Abgedr. b. Menschen Vitae summorum dign. 
T. III. p. 1-75. Vergl. Jacobs u. Ukert 
Litterat. Bd. I. S. 176. 
2) Arrivahen. Gonzag. Lib. II. p. 29. 
3) Ibid. Lib. II. p. 32. 
et erud. virorum 
Beitr. zur ältem
	        
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