Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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dem herrschenden mythologischen Interesse die Herrschaft 
des Evangelium sich vertragen mochte. 
2. Es wurde das Heidentlnlm mit dem Christenthum 
in Verhaltmss gebracht entweder so, dass man die Gegen- 
stände heidnischer Verehrung als jenseits des Christen- 
thums stehend, als dessen Voraussetzung ansahz. man 
betrachtete die Mythengeschichte als ein Glied in der 
Geschichte der Menschheit, als eine Epoche, welche vom 
Christenthum überwunden ist. In diesem Gegensatz sind 
heidnische Götter auch in kirchlichen Aufzügen zur Dar- 
stellung gekommen. Zu Aix hat um das J. 1462 König 
Bene einen Festzug zur Feier des Frohnleichnamfestes 
angeordnet, der, nur mit einer Unterbrechung während 
der Revolution, bis auf die neueste Zeit beibehalten ist 1): 
am Vorabend des Festes erscheint der ganze Olymp in 
Prozession zu Pferde, voran der Gott Momus, den Be- 
schluss machen die Parzen; an dem Festtage selbst aber 
werden ausser einem Spiel der Teufel Alt- und Neu- 
testamentliche Personen vorgeführt, dazu der h. Christoph, 
ein Sinnbild der Welt, die dem Erlöser sich unterworfen. 
Durch dessen Gegenwart sind jene Gottheiten verscheucht: 
in dem Sinn nannte Rene den ganzen Aufzug den Triumph 
des anbetungswiirdigen Sakraments. 
3. Ganz entgegengesetzt aber, wie man durch eifriges 
Studium in das Alterthum sich hineinlehte, wurden auch 
Vorstellungen des Heidenthums in die Gegenwart herüber- 
genommen. Das war zum Theil, zumal in der Poesie, 
nur als poetische Licenz gemeint  sie gewährten eine 
bequeme Einkleidung, welche den Gegenstand der Dich- 
S. die Beschreibung bei Millin Voy. dans le midi de 1a France 
T. II. p. 302 sqq. 304. 309-328. mit Abbild. P1, XLVII. 
Nau m an n Der Tod in allen seinen Beziehungen, als Beitrag 
zur Literaturgesch. der Todtentänze S. 68-72.
	        
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