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Dante hat mythologische Motive in die Gegenwart
verflochten, indem er mythische Ereignisse in der Natur
durchscheinen und daselbst so wie im menschlichen Leben
heidnische Gottheiten wirksam sein lässt. Es werden
erstens Naturerscheinungen aus der Fabellehre erklärt,
namentlich die Entstehung der illilchst-rasse von dem
Himmelsbrand bei Phaet0n's Fahrt 1), und von den Gi-
ganten heisst es, dass sie wenn's donnert noch immer
Jupiter bedroht vom Hinirneli). Es ist die Rede vom
Sol, der im Wassermann (las Haar erfrischt, und von
der Trieia (Luna), die bei den ew'g'en Nymphen lacht 3);
auch vom Aeolus, wie er den Sirocco hervorläisst, und
vom Boreas, wie er Luft aus jener Backe stösst, aus
der gelinder seine Hauche wehen 4). Das Girren der
Schwalbe wird gedeutet, dass sie vielleicht ihrer ersten
Klage (als Progne) gedenkt-e). Oefters ist es auch
nur der mythologische Name , der herübergenomlnen wird:
so heissen Sonne und Mond die beiden Kinder der La-
tona 6), für Morgenröthe steht der Ausdruck die Wangen
der Eos, die auch als Dienerin der Sonne vorkommt T),
und für Regenbogen steht Tochter des Thaumantes, die
auch als Dienerin der Juno bezeichnet wird S).
1) Dante Inf. XVII, 108. vergl. Purg. IV, 71 T.
2) Inf. XXXI, 44. 45.
ß) m. XXIV, 2. Par. XXIII, 26.
4] Purg. XXVIII, 21. Par. XXVIII, 80. 81.
5) Purg. IX, 15.
G) Par. XXIX, 1. Desgleichen der Mond die 'l'ochter der Latona,
Pur. X, 67.
T) Purg. II, 7. Par. XXX, 7. Der Ausdruck Tith0n's Buhlen-in,
Purg. IX, 1., da Aurora Tith0n's Gemahlin ist, bezeichnet viel-
leicht eine lllond-Aurora.
s) Purg. XXI, 50. Par. XII, 12.
Latona,