Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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der Dienst in der Hölle ist ganz heidnisch organisirt. 
Als Fährmann des Acheron, der zu der eigentlichen 
Hölle überführt, dient Charon. Gericht hält Minos im 
zweiten Kreise 1). Im dritten peinigt Cerberus die Schlem- 
mer 2). Dem vierten, in welchem die Geizigen und Ver- 
schwender gestraft werden, steht Plutus als Dämon des 
Reichthums vor. Im sechsten Kreise auf den Thürmen 
der Stadt der Ketzer erscheinen die drei Furien 3). Im 
achten Kreise, in welchem die Gewaltthätigen büssen, 
bewacht der Minotaurus den Zugang; Centauren sind die 
Zuchtmeister derer, welche gegen andere, Harpyen pei- 
nigen die, so gegen sich selbst Gewaltthat geübt haben 4). 
Als Königin des ewigen Jammers endlich wird Hekate 
genannt 5).  Bei Entlehnung dieser mythologischen 
Vorstellungen zeigt sich aber die Umwandlung, erstens 
dass die Scene nicht die Unterwelt, sondern die Hölle 
ist, und heidnische Gottheiten und Heroen, wie Plutus 
und Minos, als Dämonen oder vielmehr als Höllengeister 
aufgeführt werden. Zweitens dass diese Vorstellungen 
einen sittlichen Typus erhalten haben oder doch in einen 
sittlichen Zusammenhang gebracht sind: der Styx siedet 
wie der Zorn  der Cocyt ist eiskalt wie der Verrath, 
der in ihm gebüsst wird; der Cerberus mit seinen drei 
Köpfen ist ein Bild der Gier  der Minotaurus ein Bild 
der Gewaltthat, die im Kreise desselben Strafe leidet. 
Demnach sind auch die mythologischen Elemente 
vornehmlich bei Einrichtung und Verwaltung der Hölle 
angewandt.  Im Fegefeuer kommt nur der Lethe vor: 
1) Inf. III, 82 ff.  V, 4. 11. 
2) Inf. VI, I3 II. Wie er von IIercuIes an die Kette gelegt wor- 
den, wird angedeutet ebendas. IX, 98. 99. 
a) Inf. VII. 2.  IX, 37 II. 
4) Inf. XII, 12 IT.  XII, 55 ff.  XIII, 10 IT. 101. 
5) Inf. IX, 44. X, 80.
	        
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