Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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An diesem Punkt ist der Schlusstein der Hölle. 
Ueberhaupt aber ist dieselbe construirt mittelst Vorstel- 
lungen, die der heidnischen Mythologie angehören,  
die aber auch im Fegefeuer, selbst im himmlischen Para- 
diese benutzt sind. Jedoch nicht ohne wesentliche Um- 
bildungz Und darauf ist bei dieser Identilicirung besonders 
zu achten. 
Die Construction der Hölle knüpft an ein Bild an, 
in welchem heidnische und biblische Vorstellungen, der 
Mythus von Kronos auf Creta und das Gesicht des Nebu- 
cadnezar (bei Daniel 2, 31), vermischt sind. Auf Creta, 
wo einst im goldenen Zeitalter Saturn herrschte, steht 
das Bild eines Greises, dessen Haupt von Gold ist: die 
übrigen Glieder absteigend sind von Silber, Kupfer, Eisen 
und Thon, sie alle haben Risse, aus denen Thränen 
träufeln, welche vereint in den Abgrund der Hölle sich 
ergiessen. Das ist das Bild der Zeit und ihrer zuneh- 
menden Verderbniss und des Wehe, das daraus sich 
sammelt. Von diesem Siindenstrom, der sich in die Hölle 
ergiesst, werden da die Höllenflüsse gebildet: der Acheron, 
der als ein fahler Sumpf den obern Band der Hölle um- 
giebt 1), sodann im fünften Kreis der Hölle der Styx, 
ein heisser Sumpf, in welchem die Zornigen leiden 2), 
im siebenten Kreise der Phlegethon , ein Blutstrom, in dem 
die Gewaltthätigen büssen müssen 3), und im untersten 
Kreise der Cocyt, zu Eis erstarrt, in welchem die Ver- 
räther, zu unterst Lucifer, eingeschlossen sind 4). Auch 
einst so schön geschienexx, die gegen ihren Schöpfer sich em- 
pörte und vom Himmel gefallen ist. 
 Dante Inf. III. 78. vergl. IV, 7. 
z) Inf. VII, 106. 116. 
3) Inf. XII, 47. XIV, 76-78. 130. 134. Er ergiesst sich in den 
achten Kreis, ebendas. XVI, 2. 92. 103. 
4) Inf. XXXII, 23. 35. XXXIII, 156, XXXIV, 52.
	        
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