Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

258 
encyclopädisehen Gedicht des Alanus unmittelbar ausge- 
sprochen ist, da die Prudentia, welche auf dem Wege 
zu Gott bis in den Himmel allein auf dem Wagen, den 
die sieben freien Künste gemacht haben, gelangt, von da 
ab durch die Theologie und den Glauben bis vor den 
Thron Gottes geführt wird. 
Bei Dante aber leitet die Allegorie, da beide Führer 
Virgil und Beatrice eine repräsentative Stellung haben, 
wieder auf eine umfassende geschichtliche Grundlage zu- 
rück: es wird durch diese Personification von Vernunft 
und Offenbarung das Verhältniss des heidnischen ZLIIII 
christlichen Weltalter zur Anschauung gebracht. Also 
einerseits der Gegensatz, dass man vom Heidenthum aus 
das verlorne Paradies nicht wieder finden, noch weniger 
darin eintreten konnte, dass erst durch das Christenthum 
der Zugang wieder geöffnet werden,  andererseits 
der Zusammenhang, dass auch das Heidenlihum eine gött- 
liche Sendung gehabt, da Gott die Heiden ihre Wege 
wandeln liess, 0b sie ihn fühlen und finden möchten. 
Allerdings, dass man im heidnischen Alterthum den 
wahren Gott nicht erkannt habe, spricht Dante selbst 
dem Virgil gegenüber aus 1), wie auch dieser jene Zeit 
die der falschen und lügnerisehen Götter nennt 2). Ins- 
besondere verwirft er die Verehrung der Gestirne in 
astrologischem Wahn, in welchem „fast alle Welt sich 
einst dahin verirrte, sie Jupiter, Mercur und Mars zu 
nennen." 3) Und rügt der alten Völker alten Irrthum, dass 
sie der Venus göttliche Ehre erwiesen 4). Er weiset 
nicht minder wie hier in der sittlichen Sphäre den Ein- 
1) Auch Aristoteles und Plato nennt er unter so vielen, die ohne 
Erfolg nach Erkenntniss gestrebt hätten, Purg. III, 40-44. 
2) Dante Inf. I, '72. 
3) Par. IV, 61-63. 
4) Par. VIII, 1-12.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.