Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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von der Erhörlichkeit des Gebets 1). Es ist aber eine 
Auctorität, die über ihren eigenen Standpunkt hinaus- 
weiset, gleichwie Johannes der Täufer; Virgil wird dafür 
angesehn, weiter als er selbst gekommen ist, andere 
geführt zu haben, insbesondere durch seine Weissagung, 
jene schon in der alten Kirche gefeierten Verse 2): 
Magnus ab integro saeclorum nascitur ordo, 
Jain redit et Virgo, redeunt Saturnia regna, 
Jam nova progenies coelo demittitur alto. 
Denn Dante lässt den Statius, der im Fegefeuer mit ihnen 
Zusammentrißt, das Bekenntniss ablegen, dass er durch 
diese Worte, da die Boten des Evangelium damit über- 
einstimmten, bekehrt worden sei. Weshalb auch, da 
Virgil als Heide diesseits des Paradieses zurückbleibt, 
Statius als Christ mit Dante in's irdische Paradies eingeht 
und mit ihm in den Himmel erhoben wird 3). 
Der geschichtlichen Bedeutung geht aber die alle- 
gorische zur Seite, derzufolge in Virgil die menschliche 
Vernunft und ihr gegenüber in Beatrice die göttliche 
Lehre personificirt ist. Also wird in der Person des 
Virgil die Vernunft geschildert als Organ auf den Weg zum 
Himmelreich zu leiten, in ihrer Würde und Selbständig- 
keit, wie in ihrer Abhängigkeit und den ihr gesetzten 
Schranken, jenseits deren es der Führung durch das 
Evangelium bedarf. Wie dies in "dem vorhin erwähnten 
1) Dante Purg. VI, 28-42. Vergl. Güschel a. a. O. S. 
141. 147. 167. Anm. 3. 
2) Purg. XXII, 67 IT. Streckß: 
Dem, der bei Nacht geht. warst du gleich zu stellen, 
Dem seine Leuchte selbst kein Licht verleiht, 
Um hinter ihm die Strasse zu erhellen, 
Indem du sprachst: Erneuert wird die Zeit, 
ll. S. W. 
aus Virg. Eclog. IV, 5-7. 
a) Purg. xxxn, 29.  XXXIII, 15.  XXXIII, 135. 
Piper, Mylhol. u. Symbol. d. chr. Kunst. l. 17
	        
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