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Charoifs Kahn. Auf der Rückseite desselben Blattes sind
wiederum jene Beiden vorgestellt, zuerst wie sie an den
Seelen vorbeikommen, die von dem Wasser der Ver-
gessenheit trinken (v. 3138 III), dann wie sie an das
Thor kommen, wo Cerberus, „der hellen phortenere" den
Eingang verwehren will (v. 3186). Ausscrdem ent-
halten noch drei Seiten (133. 134. 139.) je zwei Scenen
aus dieser Höllenfahrt. Ferner die Erzählung von der
Rüstung, welche Venus dem Aeneas besorgt, wird durch
zwei Gemälde (S. 79.1) zu v. 5567 ff.) veranschaulicht:
in der untern Scene erblickt man den Vulcan, die Rüstung
schmiedend auf Bitten der Venus, welche durch diese
Willfährigkeit ihm wieder versöhnt wurde; und darüber
die Ursache der Entzweiung: wie Venus und Mars auf
einem Bette liegend von dem Vulcan, der zu dessen
Füssen steht, in einem Netz gefangen sind und er es
den Göttern klagt, welche oben vom Himmel, in halber
Figur erscheinend, diesem Vorgang zuschauen.
Sonst sind die Malereien dieser Handschrift meist
kriegerischen Inhalts oder dienen die Entwickelung des
Verhältnisses des Aeneas zur Dido und später zur Lavinia
vor Augen zu stellen; aber nicht anders, als wenn
sie Begebenheiten aus der Zeit des Verfassers, Scenen
des ritterlichen Kriegs- und des Minnedienstes abbilden
Sollten, wie auch der Text des Gedichtes nicht in die
Heroenzeit versetzt, sondern im Geist der Poesie des
zwölften Jahrhunderts verfasst ist. Ein Beispiel giebt
namentlich die Geschichte der Lavinia, die von der Mutter
ermahnt den Turnus zu minnen, dieses Gefühls sich ganz
unkundig erweiset und nun in einem anmuthigen Gespräch
1) Dieses Blatt steht weit vor den vorhin genannten, obwohl es
zu einer spätem Stelle des Gedichts gehört, da der ganze Codex
falsch gebunden ist.