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zuerst gewünscht hatte 1); sodann Hymenaeus; endlich
eine männliche und eine weibliche Gestalt, die sich die
Hände reichen, das ist die Vermählung des Mercurius
und der Philologia. Von den übrigen Teppichstücken,
deren Figuren ebenfalls aus dem Buche des Marcianus
entlehnt sind, sind besonders zwei noch zu bemerken;
das eine mit den Gestalten der Philologia, ihrer Mutter
Phronesis und des Genius; das andere mit Cypris, Naiade,
Risus Jovis und Ver. Diese in Wolle gewirkten Teppiche
hat die Aebtissin Agnes zu Quedlinburg (um 1200) aus-
führen lassen: sie waren nach Rom für den Papst be-
stimmt, sind aber bei der Stiftskirche verblieben und
Wurden im hohen Chor derselben ausgebreitet, späterhin
haben sie als Fussdeeken in den Priechen der Kirche
gedient und dadurch sehr gelitten: jetzt werden sie im
Zitter der Sehlosskirehe aufbewahrt.
4. Vorzüglich interessant ist ein Miniaturbild , welches
die Musik darstellt 2), zu Anfang eines Liber pontitiealis
aus dem dreizehnten Jahrhundert in der Bibliothek zu
Rheims. Man sieht hier die griechischen Erfinder und
Meister der Musik mit ihren Instrumenten, ferner die
Person der Luft, welche das Medium der Töne ist und
sie weiter trägt, endlich die neun Musen, als die Quelle
der Begeisterung, die in den Accorden sich ausspricht.
Inmitten eines grossen Kreises, ihn ganz erfüllend, steht
mit weitausgebreiteten Armen und gespreizten Beinen eine
mächtige Gestalt, ganz nackt, nur mit einem Schurz um
l) Abgebild. bei Lucanus Die Tapeten im Dom zu Halberstadt
und in der Stiftsk. zu Quedlinb. , in den Kunstdenkm. in Deutsch-
land, bearb. von Frh. v. Bibra u. s. w. Fünfte Liefer. Schwein-
furt. 1845. Abbild. XIII.
2) Abgebildet und erklärt bei Didron De la musique an moyen
äge, in s. Annal. archeol. T. I. p. 38-40. Vergl. dessen Anm.
zu dem Manuel diconogr. chret. p. 170. 244.
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