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Doch diese Vorstellung ist nicht häufig. Meist sind
es fröhlichere Schiffer, durch welche so manche Bilder
den Mythus von einer Ueberfahrt der abgeschiedenen
Seelen nach den seligen Inseln zur Anschauung bringen.
Auf Seethieren schiffen sie hinüber oder werden von
Nymphen auf dem Bücken derselben getragen: insbesondere
auf Delphinen, wie von einem solchen Arion gerettet war.
Auch auf Geminen finden sich sinnreiehe Vorstellungen
der Art: auf einem Chalcedon im Museum zu Florenz
sieht man einen Aschenkrug, der von einem Delphin ge-
tragen wird; auf einer Stoschischen Glaspaste erscheint
Psyche auf einem Schiff von Delphinen gezogen, welche
sie mit der einen Hand leitet, während sie mit der andern
das Steuer führt 1). In weiterer Ausführung desselben
Gedankens sind häufig ganze Schwärme von Tritonen und
Nereiden auf antiken Sarkophagen gebildet 2).
Von der letztern Vorstellung nun sind Elemente in
die altchristliche Kunst übergegangen; der Mythus vom
Charon aber hat in der Kunst des späteren Mittelalters
Eingang gefunden.
Denn es findet sieh erstens die Vorstellung des Delphins
auch auf christlichen Grabmälern. Er erscheint einzeln
auf einem Grabstein aus dem Cömeterium des Hermes,
und nebst einer Urne und vielleicht einer Taube auf einem
andern in dem Kirchersehen Museum 3): besonders be-
I) Jener ist abgebild. bei Gori Mus. Horent. T. II. Tab. XC, 2;
diese aufgeführt bei Win ckelmann Descript. des pierres grav.
du B. de Stosch. Cl. II. n. 900. p. 158.
i) S. Baoul-Bochette Prem. Mein. etc. p. 43 sq.
3) Bei Lnpi Epitaph. Sevcr. p. 53. 185. Der christliche Ursprung
des erstem erwcisel sich durch das Monogrannn X, der des
andern wird wahrscheinlich durch den Namen Iledenlpta.
Noch ein Grabstein mit dem Delphin aus dem genannten Cüme-
terium ist cbendas. p. 65. abgebildet.