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sich aber eine andere Verrnuthung mit Wahrscheinlichkeit
dar. Wenn die Abbildungen es recht erkennen lassen,
so hat die Figur zur Linken Flügel und zwar Schmetter-
lingsflügel, das ist also Psyche; demnach rechts die
Figur mit der Fackel Amor, wenn ihm auch die Flügel
fehlen, welches auch sonst nicht selten der Fall ist 1).
Und die Darstellung von Amor und Psyche bezieht sich
auf das unten knieende Ehepaar, hindeutend auf das Schick-
sal der Seele und ihre Hoffnung im Tode.
Also erscheint auf diesen beiden Denkmälern be-
sonders deutlich eine förmliche Vermischung der Vor-
Stellungen römischer und christlicher Kunst, während bei
den übrigen in diesem Paragraph erwähnten Sarkophagen
mit mythologischen Vorstellungen (mit Einer Ausnahme)
nur untergeordnete Symbole, wie Pfauen, Schaafe, oder
gar nur die Inschrift von ihrer christlichen Verwendung
Zeugniss gaben.
Von der letzteren Art dagegen ist ein Sarkophag
aus dem Cömeterium S. Pietro e Marcellino (Torrepigna-
tarra) 2), den die Inschrift Zacivzie cesque (das ist quiesce)
in pace als christlich erweiset: an ihm sind auf der Säule,
welche die Mitte der Fronte einnimmt, Amor und Psyche
ausgehauen, die sich selig umschlungen halten.
Endlich erinnere ich hier noch an die wiederholte
Vorstellung von Amor und Psyche auf einem zwar antiken
Sarkophag, der aber später die Gebeine der h. Agnes
aufgenommen hat, in den auch ihr Bildniss eingesetzt ist
(S. oben S.
1) Gerhard Prodomus S. 72.
2) Er ist dort aufgefunden im J. 1780 und zum erstenmal gestochen
bei düägincourt Scult. IV, 3. Die Gruppe des Amor und der
Psyche in grösserem Maassstahe ehendas. fig. 5.