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Löwen, der einen Hirsch zerreisst. Die christliche Be-
stimmung dieses Sarkophags wird bewiesen durch die
Inschrift: Aur. Agapetilla, ancilla dez", quae dormit in
pace: vixit annis XXI. menses III. dies IIII. Pater feciL,
zwischen zwei betenden weiblichen Figuren.
Eine solche Vorstellung auf einem christlichen Mo-
nument ist allerdings nur als Ausnahme zu begreifen,
woraus sich auf eine in der Kirche herrschende Ansicht
über die Zulässigkeit derselben kein Schluss machen lässt.
Vielmehr ist nicht zweifelhaft, was von denen, in welchen
das Bewusstsein der Kirche lebendig war, darüber würde
geurtheilt sein. Das lässt sich aus einer Geschichte ab-
nehmen, die sich zu Laodicea um das Jahr 340 n. Chr.
zugetragen hat 1). Der jüngere Apollinaris, später Bischof
von Laodicea, damals Vorleser dieser Kirche, war mit
seinem Vater, dem Presbyter Apollinaris bei dem Sophisten
Epiphanius, seinem Lehrer, zugegen, als dieser einen
Hymnus auf den Bacchus vortrug: weder sie, noch einer
der Christen hatten sich entfernt, als Epiphanius zu An-
fang herkömmlicherweise die Uneingeweihten (zodg einzuf-
wvg xai ßeßrfioilg) aus der Thüre zu. gehen geheissen
hatte. Als dies dem Bischof Theodotus von Laodicea zu
Ohren kam, that er beide Apollinaris in den Bann: erst
nachdem sie in Thränen und Fasten entsprechende Busse
gethan, nahm er sie in die Kirehengemeinsehaft wieder
auf. S0 streng ward es gerügt, einem Werke der Poesie
oder Rhetorik zu Ehren des Baechus, wenn auch nur
durch Anhören, Beistimmung gegeben zu haben. Und
mehr n0cI1 will es sagen, ein Seulpturwerk der Art mit
in's Grab zu nehmen.
Sie wird berichtet von Sozom. Hist. eccl. VI, 25. p.
Reading. Vergl. Walch Ketzerhist. Th. III. S. 124.
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