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dessen Gewand die Brust offen lässt, mit dem Nimbus
um das Haupt, ihm zur Seite eine verschleierte Frau:
das sind Pluto und Proserpina. Zu beiden Seiten der
Tribune fünf verschleierte weibliche Figuren, von denen
die eine ein Tamburin hält, das sind die Seelen von
Verstorbenen: sie werden von dem Mercurius, der einen
Stab in der Rechten hat, den unterirdischen Göttern vor-
geführt. Dabei die Inschrift lllercuri-zrs Minutius (das Fol-
gende ist verlöscht). In dem untern Felde sieht man
unter Gewinden sieben Personen, Männer und Weiber,
vor einem Kissen sitzend, welche ein Todtenmahl halten:
vor ihnen stehen Schüsseln, Brodte und ein Ei ; über
ihnen die Namen (Ezßsebie und Vincentizls), ein dritter
ist verloschen.
Für ein heidnisches Denkmal sind diese Vorstellungen
geläufig, für ein christliches unerklärlich. Zwar das un-
terste Bild liesse sich leicht auf eine christliche Agape,
ein Liebes- und Gedächtnissmahl beziehen. Aber der
Raub der Proserpina? S0 häufig auf heidnischen Grab-
mälern besonders junger Mädchen, um das in blühender
Jugend Dahingerafftsein zu bezeichnen, ist die Vorstel-
lung der altchristliehen Kunst sonst durchaus fremd ge-
blieben. Noch weniger lässt sich von dem obersten Bilde
eine christliche Deutung geben. Bottari zwar will es aus
dem Gleichniss von den zehn Jungfrauen erklären, von
denen die fünf Klugen zum Bräutigam eingehen. Aber
diese Jungfrauen im Evangelium haben Lampen, wie sie
auch in der altchristlichen Kunst vorgestellt werden. Auch
abgesehen davon will die ganze Scene zu dieser Auf-
fassung nicht passen, während die andere Erklärung
evident ist. Hiernach, da auch keine Spur des Christ-
liehen in dem ganzent dreifachen Gemälde vorkommt,
scheint dasselbe gleich dem vorigen für ein Werk des
Heidenthums gehalten werden zu müssen.