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sogleich abzuweisen. Derselbe ist an beiden Enden ver-
ziert durch zwei bekleidete weibliche Figuren mitGewinden.
In der Mitte erscheint ein weibliches Brustbild in einem
grossen Medaillen, welches von zwei schwebenden Victo-
rien gehalten wird, das ist die Verherrlichung der
darin Beslatteten. Zu beiden Seiten unterhalb des Brust-
bildes sitzen eine männliche und eine weibliche Figur,
der Ocean mit der Urne und die Erde: zwischen ihnen
ist Wasser, über welches in einem Nachen ein alter Mann
rudert, das ist entweder ein Bild des Lebens, oder
es ist der Fährmann der Unterwelt. Endlich jenseits des
Oceanus und der Tellus, unter den Füssen der Victorien,
sieht man zwei Figuren, die für Fische (von der Art der
Rochen) gelten können.
Indiesen Fischen nun will Graf Clarac ein Zeichen
sehen, dass der Sarkophag, den er inis dritte Jahrhundert
setzt, christlichen Ursprungs ist, indem er auf die Ver-
mischung heidnischer und christlicher Ideen in dieser Zeit
hinweiset. Ein solches Kennzeichen können aber die Fische
ganz gewiss nicht abgeben, da sie oft genug auf antiken
Sarkophagen vorkommen und hier dazu dienen, die Vor-
stellung von dem Meere weiter auszubreiten. Und da
auf jenem Sarkophag gar nichts Christliches vorkommt,
so kann auch aus dieser Veranlassung nicht von einer Ver-
mischung heidnischer und christlicher Ideen die Rede sein.
Mehr Rücksicht in dieser Beziehung verdient ein
anderer Sarkophag in der Kathedrale zu Tortona l), der
1) Abgehild. bei Mahillon lt. Italic. in s. Mus. ltal. T. l. P. 1. zu
p. 223. (nicht ganz correct]. Eine umständliche Monographie
über dieses Denkmal, auch mit vollständigem AhbilcL, ist von
Gius. Ant. Bottazzi Degli enlhlemi 0 simholi tlell' antico
Sarcofago esist. nella chiesa cattedrale di Tortona. Torten.
1824. 4. (41 Bogen). Kurz beschrieben ist es von F. Osten
Kunsmotizen aus Sardinien, im Kunstblatt 1845. N0. 99. S. 413 f.