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lange man es nur aus der dritten und aus so unzuver-
lässiger Hand hat: denn die Leichtigkeit, mit welcher
jener Russische Gelehrte über die Aechtheit antiker Kunst-
werke, die nieht nach Russland transportirt worden, ab-
gesprochen hat, ist übel genug berufen ich darf nur
an seine Verdächtigung- der hiesigen König]. Gemmen-
Sammlung erinnern, deren bewunderten Pfcrdekopf in
Karneol er auch für ein neues betrugvolles Machwerk
erklärt hat. Was aber jene silberne Toilette betrifft,
so ist die Alterthtimlichkeit derselben, wenn auch aus
einer sehr späten Zeit des gesunkenen Geschmacks, von
Hirt als Augenzeugen bestätigt 1). Für dieselbe hat sieh
auch Baoul-Rochette ausgesprochen?)
Dabei liegt uns am nächsten die Bemerkung, dass
wenn das Kunstwerk untergeschoben wäre, der betrüge-
rische Verfertiger wohl schwerlich es unternommen hätte,
dasselbe nach seiner mythologischen Ausschmückung durch
die Inschrift einer Christin zuzueignen.
Indem wir aber darauf verzichten, durch einen solchen
Machtspruch der Schwierigkeit aus dem Wege zu gehen,
wenn man nicht annehmen will, dass ausnahmsweise
ein christlicher Künstler (wie es auch in dem anfangs
erwähnten Hochzeitsgedicht geschehen ist) die antiken
Motive sich angeeignet habe; so bleibt noch der Aus-
weg übrig, dass diese mythologische Ausschmückung
ausschliesslich auf Rechnung eines heidnischen Künstlers
kommt, dem die Anfertigung der Hochzeitsgabe übertragen
Sein mochte, oder dass dies Geräth, früher _in heid-
nischem Gebrauch, durch die Inschrift zu einem Geschenk
für christliche Gatten bestimmt wurde, wie wenigstens
I) Wie Böttiger aus einem Brief desselben bemerkt,
2) In der oben (S. 20. Anm. 1.) angef. Rec. p. 626.
Piper, Mythol. u. Symbol. d. chr. Kunst. l. 13
ebendas.