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zustellen zwischen beiden Gatten, dessen Segen der Ehe
ihre Weihe geben sollte.
Mythologische Elemente konnten hier weniger leicht
eindringen, bei der Art, wie die hochzeitlichen Mythen
des heidnischen Alterthums von den ältern Kirchenlehrern
gebrandmarkt wurden, wie auch die ältere christliche
Poesie ihnen keinen Eingang verstattet hat. Man hatte
nicht einmal Gelegenheit dazu, da dieselbe vornehmlich
in Hymnen so wie in der epischen Behandlung von
biblischen und Märtyrergeschlchten sich zeigte: auch
schmückte man gern die Gräber durch poetische In-
schriften, wie selbst von Papst Damasus im letzten Dritt-
theil des vierten Jahrhunderts eine Anzahl Grabschriften
verfasst sind; aber von Hochzeitsgcdichten findet sich
kaum eine Spur.
Allerdings ist aus etwas späterer Zeit ein Hochzeits-
gedicht mit rein mythologischem Inhalt zu bemerken,
welches auf die Vermählung eines christlichen Königs-
paares von einem der ausgezeichnetsten Dichter des christ-
lichen Alterthums verfasst ist. Das istVenantius Fortunatus,
der sonst seine Poesie von der Einmischung heidnischer
Vorstellungen im Ganzen sehr rein erhält 1). In dem
Gedicht aber auf die Hochzeit des Siegbert, Königs von
1) Sonst. finde ich in seinen zahlreichen Gedichten
mythologische Reminiscenzen, Opp. P. I. Lib. IV.
ed. Luchi:
nur folgende
c. 28. p. 152.
Minerva fuit, victa decore Venus;
Lih. Vl. c. 3. p. 192:
cujus rapta semel sumpsit Victoria pennas,
et tua vulgando prnspern fach; volnt.
Ferner kommt vor die Erato und der fons Camoenalis Lib. Vl.
c. 12. p. 218. 220; ein Vergleich mit Orpheus Lib. VII. c. 1.
p. 222; für Gott der Name Tonans, Lib. IV. c. 14. p. 136. und
öfter. S. auch unten S. 26.